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Der Alpenverein, die Skitouren in der Nacht und das Wild

Januar 19, 2023

„Respekt am Berg“, ist Respekt vor den Mitgeschöpfen

Die Natur ist für beide da: Alpenverein und Jagd

Man hört und liest immer wieder, dass die Jagd und die Nutzung der Natur durch Bergsteiger und Tourengeher angeblich nicht immer im Gleichklang schwingen.

Stimmt das?

Nun, der Österreichische Alpenverein (ÖAV – LINK) hat mit seiner Initiative „Respekt am Berg“ ein Zeichen gesetzt, dass die Natur uns alles gehört und es Benimmregeln gibt, speziell auch gegenüber den Wildtieren. Eigentlich und uneigentlich ist dies ein Schulterschluss mit der Jagd!

In der letzten Ausgabe von „Berg auf“, Heft #1.2023, Seite 61, hat Birgit Kantner (Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im ÖAV und Verantwortliche für die Aktion „Respekt am Berg“) einen Artikel über die „Skitouren in der Nacht“ verfasst!

Hier kommt klar zum Ausdruck, was es für das Wild heißt, wenn so mancher sich in der Nacht, abseits von freigegebenen Pisten im Gelände bewegt. Der Artikel mündet in einem Appell:

Auf Touren in der Dämmerung und in der Nacht im freien Gelände zu verzichten (außer auf genehmigten Nachtpisten).

Bravo, danke und vor den Vorhang! Aber, lesen Sie diesen Artikel selbst:

Von Lumen und Kerzen

Licht im Einstand

Mit einer guten Stirnlampe schlägt man dem späten Sonnenauf- und frühen Sonnenuntergang im Winter ein Schnippchen und verwandelt den sonst finsteren Weg oder die unbeleuchtete Piste oder Rodelbahn in taghelles Gelände. Die Sportartikelbranche bietet so einiges: Minimalgewicht, Hochleistungsakkus mit einer Leuchtdauer von 800 Stunden, Leuchtweiten bis 300 m und Leuchtstärken von bis zu 3.000 Lumen[1] (vereinzelt sogar bis 5.000 Lumen). Das entspricht der Leuchtstärke eines modernen Xenonscheinwerfers, der mit 35 Watt die Nacht zum Tag macht. Zum Vergleich: Eine normale Kerze bzw. ein Teelicht strahlt mit 10 Lumen, ein Beamer mit 800 bis 2.000 Lumen und ein herkömmlicher Halogenscheinwerfer mit 55 Watt, das entspricht ungefähr 1.200 bis 1.500 Lumen.

Was bei den Dämmerungs- und Nachtsportler*innen das Herz vor Freude höherschlagen lässt, beschleunigt auch den Puls von Wildtieren – allerdings vor Angst und Stress. Diese Hochleistungsstirnlampen ermöglichen es, einen sehr weiten Bereich sehr hell auszuleuchten und sorgen somit weit über den genutzten Bereich hinaus für Störung. Es wird nicht nur die unmittelbare Spur, der unmittelbare Weg oder die Piste ausgeleuchtet, sondern auch die Bereiche daneben, z. B. das sichere Unterholz oder schutzbringende Baumgruppen.

[1] Lumen (lat. Licht) ist die abgestrahlte Leistung und damit wird, vereinfacht gesagt, die Helligkeit der Stirnlampe bezeichnet. Die Leuchtweite gibt die Distanz an, die eine Lampe maximal ausleuchten kann

Schattenwurf und Notzeit

Rücksichtnahme ist ein Privileg

Viele unserer heimischen Wildtiere wie Füchse, Rot- und Rehwild oder Wildschweine wären grundsätzlich tagaktive Tiere. Weil aber tagsüber viele Menschen unterwegs sind, haben sie ihren Lebensrhythmus geändert und ihre Aktivitäten wie Nahrungsaufnahme und Partnersuche auf die Nacht verlegt. Sie weichen uns Menschen nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich aus. Dringen wir nun mit unseren Spezialausrüstungen in diese Randzeiten ein, kommen die Tiere wahrlich in Bedrängnis.

In den Dämmerungszeiten finden die Tiere die notwendige Ruhe, um Nahrung aufzunehmen, die sie vor allem in der winterlichen Notzeit so dringend für ihr Überleben brauchen. Der helle und weite Lichtkegel (wie auch der dazugehörige Schattenwurf) dieser Hightech-Stirnlampen verursacht einen großen Störungsradius und zwingt die Tiere in der Deckung zu bleiben oder gar tiefer in den schützenden Wald zu flüchten. Dadurch fehlen ihnen wichtige Phasen für die Nahrungsaufnahme und für die Aufrechterhaltung des Energiehaushaltes. Schlimmer noch: Die Energie wird durch eine anstrengende Flucht im Schnee aufgebraucht.

Wer Wildtiere im Winter nicht beunruhigen will, verzichtet auf Touren in der Dämmerung und in der Nacht im freien Gelände. Wer sie nicht allzu sehr beunruhigen will, berücksichtigt das Wohl der Tiere bei der Wahl der Stirnlampe. Wer sich nur Outdoor fit halten will, dem sei zu den extra am Abend dafür freigegebenen Pistentouren geraten.

Resümee:

Wenn die einzelnen Interessensgruppen erkennen, dass die Zukunft der Natur nur Nutzung gemeinsam und nachhaltig funktionieren wird, muss sich nur noch um den Klimawandle Sorgen machen!

Ich finde diesen Artikel und diese Aktion („Respekt am Berg“) für ein gutes Zeichen!

Waidmannsheil,

Ihr

Gerhard Amler

P.S.: Herzlichen Dank an die ÖAV für die Kooperation und die Bereitstellung des Artikels!

Von |2023-01-20T15:15:07+00:00Januar 19, 2023|Alpenverein und die Jagd, Featured|0 Kommentare
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