Jägerinnen

Die Jagd ist nicht mehr das alleinige Betätigungsfeld der Männer. Dies belegen die ständig steigender Zahlen der Damen, die sich zur Jagdprüfung anmelden und diese mit Bravour meistern. Blickt man über die Landesgrenze nach Deutschland, so sind von den rund 350 000 Jägern im Jahr 2011 ungefähr 10% weiblich.

Aber was unterscheidet denn rein von der Motivation her eine Jägerin von einem Jäger? In der  Universität Bremen beschäftigt sich eine Forschungsgruppe mit diesem Thema und kam u.a. zu folgenden Erkenntnissen: Der markanteste Unterschied ist alles, was mit dem Thema  „Status“ verbunden wird, wie Waffenästhetik, Jagdtrophäen, gesellschaftliche Aspekte der Jagd etc.  Frauen ist dies alles bei weitem nicht so wichtig wie Männern. Bei den Jägerinnen wiederum steht die Hege im Vordergrund, das Aufrechterhalten von Wald und Natur. Ferner ist den Jägerinnen das Empfinden des Unterschieds zwischen Alltag und der Jagd weit wichtiger als ihren männlichen Jagdkollegen. Einzig die Beschaffung von Wildbret sehen beide Geschlechter als wichtigen Grund für die Ausübung der Jagd an. Weitere signifikante Unterschiede waren in der Motivausprägung die Anzahl der Jagdjahre, die Jagdmöglichkeiten, die Verfügbarkeit eines eigenen Jagdhundes und die Professionalität der Jagdausübung.

Ein geschichtlicher Rückblick

Bereits im Altertum zeigte sich, dass Frauen, so diese jagdlich aktiv waren, meist mit mehr Passion an das Werk gingen,  als ihre männlichen Waidkameraden. Schon alleine die Tatsache, dass die Jagdgottheiten der alten Griechen und Römer, Artemis und Diana,  weiblich besetzt wurden, zeigt, dass man die Fähigkeit der Damen, jagdlich erfolgreich zu sein, durchaus hoch einschätzte.

Im alten Griechenland zu bleiben: Der Schriftsteller Apollodor berichtete über Atalante, die eine berühmte Jägerin und Läuferin war. Sie war der Sage nach so schnell, dass nur Achilles sie an Geschwindigkeit übertraf. Ferner war sie die einzige Frau, die mit Jason und seinen Argonauten reisen durfte. Ihre Lebensgeschichte ist nicht unbedingt das, was man als ein leichtes Heranwachsen bezeichnen kann: Da ihr Vater (Iasios; Mutter Klymene) gerne männlichen Nachwuchs haben wollte, war er über die Geburt der Tochter sehr enttäuscht und setzte das kleine Mädchen kurzerhand aus. Artemis, die Göttin der Jagd, hatte Mitleid mit ihr und schickte ihr eine Bärin, die sie stillte. Eine Gruppe von Jägern fand das Mädchen, nahm sie auf und brachte ihr die Kunst der Jagd bei. Als eines Tages die Zentauren Rhoicos und Hylaios ihr Gewalt antun wollten, streckte Atalante beide mit je einem wohl gezielten Pfeil nieder.  Auch war es sie, die im Rahmen der Jagd des Kalydonischen Ebers, diesem die erste Wunde zufügte!

Mittelalter und Renaissance

Bereits im Jahre 1460 wurde gemäß einem Weistum von Galgenscheid (Gallscheid Waldbezirk, ehemaliger Gerichtsbezirk (Gmk. Emmelshausen) Ausnahmen von Jagd- und Fischereiverboten zugunsten schwangerer Frauen gemacht, sollte es diese nach Fisch oder Wild gelüsten. Konnte die Damen nicht selbst jagen, so durfte sie einen Mann oder Knecht ausschicken, der soviel Wild fängt als nötig, um ihr Gelüste zu befriedigen.

Ebenfalls im 15.Jhdt wurden Jägerinnen in Jagdorden aufgenommen, was für die damalige Zeit so etwas wie einer kleinen Sensation gleichkam. So gründete am 3. November 1444 (Hubertustag) Herzog Gerhard II. von Jülich-Berg zur Erinnerung an den Sieg in der Schlacht bei Linnich den Hubertusorden, dessen Aufnahmeregeln u. a. bestimmten, dass eine Frau nur dann aufgenommen werden kann, wenn diese verheiratet ist.

So finden sich im Laufe der Zeit immer wieder Hinweise in der Literatur und Geschichte, dass sich Frauen rege an der Jagd beteiligt haben. So wird auch aus dieser Zeit aus den Chroniken überliefert, dass die erste Frau von Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519), Maria von Burgund, bei einem Jagdunfall zu Tode kam, genauso wie sein zweite Frau, Bianca Maria Sforza. Weiters wird überliefert, dass Heinrich VIII (1491 – 1547) mit seiner zweiten Frau, Anne Boleyn, sehr oft auf die Jagd ging.

Amusement

Es ging nicht um die Erlegung der Beute, sondern um das „Amusement“ während der Jagd, was schon immer ein königliches Vergnügen war:

  • Königin Isabella von England (1292 – 1358),
  • Königin Anna von Böhmen (1290 – 1330)
  • Königin Maria Stuart von Schottland (1542 – 1587)
  • Königin Elisabeth I von England (1553 – 1603)

Es war auch die Zeit der beginnenden Prunkjagden und die der Errichtung der Jagdschlösser. So beheimatet das Jagdschloss Moritzburg bei Dresden, welches August der Starke (1670 – 1733) errichten ließ, die bedeutendste Sammlung Europas von Rothirschgeweihen.

Teure Schau- und Prunkjagden wurden veranstaltet, die den Inbegriff der Respektlosigkeit gegenüber den Geschöpfen Gottes darstellten, aber dem damaligen Zeitgeist entsprangen und Privileg des Adels waren.

„Jägerinnen“ in der Literatur

In der Literatur finden sich ebenfalls Spuren von „Jägerinnen“. So zeigt uns in „Tristan und Isolde“ ein Vers, dass Isolde sehr wohl ihrem Geliebten, auch was das Waidwerk angeht, um nichts nachstand

„Nicht um die Beute zu erjagen,
wie man wohl übt die Jägerei,
nur Kurzweil suchten sie dabei,
die man am Jagen finden soll,
So zogen sie, ich weiß es wohl,
mit Hund und Armbrust durch den Wald
und suchten nicht nach Unterhalt,
nur Jägerlust war ihr Verlangen,
nur Kurzweil sind sie nachgegangen.“

Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich (1717 – 1780) erließ am 25. August 1770 aufgrund ansteigender Wildschäden in den Weinbergen ein Patent (Verbot), in welchem geregelt wurde, dass die Haltung von Schwarzwild nur mehr in geschlossenen Tiergärten erlaubt war.

Privilegien abgeschafft

Nach den Revolutionsjahren 1848/1849 wurden die Jagdprivilegien des Adels größtenteils abgeschafft und sollte nun jedermann zugänglich gemacht werden. In Frankreich ist bis heute diese Form gültig:

  • Jeder kann einen Jagdschein erwerben, ohne eine Prüfung ablegen zu müssen;
  • die Jagdscheine werden in unbegrenzter Anzahl ausgestellt,
  • die Jagdscheine sind pro Saison mit geringem Kostenaufwand zu erwerben etc.) und
  • man benötigt nur eine gültige Haftpflichtversicherung.

Für Frauen war es nun noch schwieriger die Jagd auszuüben. Eine Ausnahme stellte Elisabeth, Kaiserin von Österreich (1873 – 1898) dar: Sie war eine leidenschaftliche Jagdreiterin und liebte es auf Hirsch, Fuchs und Hase zu jagen.

Mit der Veränderung der Rolle der Frau in der Gesellschaft verändert sich auch der Anteil der Jägerinnen an der Zahl der Jagdausübungsberechtigenten: Vor 20 Jahren war es 1% der Jäger und von den 351.832 Jägern in Deutschland sind bereits 10% Frauen.

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Wissenschaftliche Untersuchungen

Der Deutsche Jagdverband führte 2011 eine Jungjäger-Befragung gemeinsam mit dem Institut für Rechtspsychologie der Universität Bremen (IRP) durch. Befragt wurden ungefähr 1.500 Teilnehmer der Vorbereitungskurse zur Jagdscheinprüfung. Die Studie ergab folgendes Ergebnis:

Ausgeübte Berufe der Kandidatinnen und Kandidaten:

Wissenschafter 1%
Land- und Forstwirtschaft 7%
Beamte 8%
Bürokräfte 9%
Handwerksberufe 13%
Techniker, Anlagen- und Maschinenbediener 16%
Schüler und Studenten 17%
Dienstleitungsberufe 25%
Sonstige 4%
Wissenschafter 1%
Land- und Forstwirtschaft 7%
Beamte 8%
Bürokräfte 9%
Handwerksberufe 13%
Techniker, Anlagen- und Maschinenbediener 16%
Schüler und Studenten 17%
Dienstleitungsberufe 25%
Sonstige 4%

Wissenschafter 1%
Land- und Forstwirtschaft 7%
Beamte 8%
Bürokräfte 9%
Handwerksberufe 13%
Techniker, Anlagen- und
Maschinenbediener 16%
Schüler und Studenten 17%
Dienstleitungsberufe 25%
Sonstige 4%

Warum die Jagdprüfung?

Gerne in der Natur 86%
Angewandeter Naturschutz 74%
Freude an der Jagd 73%
Esse gern Wild 56%
Jaghundausbildung 49%
Familientradition 48%
Interesse an der Waffe 41%
Wichtig für den Beruf 29%

Gerne in der Natur 86%
Angewandeter Naturschutz 74%
Freude an der Jagd 73%
Esse gern Wild 56%
Jaghundausbildung 49%
Familientradition 48%
Interesse an der Waffe 41%
Wichtig für den Beruf 29%

Soziodemographische Daten der Befragten

Sozio-
demographische Daten der Befragten

Frauen Männer
Familienstand 56% ledig, 46% verh. 55% ledig, 45% verh
Durchschnittsalter 36,4 Jahre 35,1 Jahre
Geschlechterverhältnis 19,8% 80,2%
Herkunft häufiger aus der Stadt häufiger vom Land
Motive:
Gerne in der Natur 85% 87%
Angewandter Naturschutz 72% 75%
Freude an der Jagd 69% 74%
Jagdhundeausbildung 62% 57%
Wie sich in Zukunft das Thema „Jägerinnen“ in all seinen Facetten weiterentwickeln wird, das wird sich weisen, allerdings war und ist die Jägerin nicht mehr etwas exotisches, sondern gewohnter Teil der Tradition „Jagd“.

Berühmte Jägerinnen

Zarin Katherina, Kaiserin Elisabeth, Queen Elisabeth II, Silvia von Schweden; Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, Tanja Blixen (Schriftstellerin), Claudia Schiffer (Model), Christiane Underberg (Spirituosenherstellerin), Greta Schladerer (Spirituosenherstellerin),  Madonna Louise Ciccone (Musikerin), Caroline von Hannover, Annemarie Moser Pröll (Skirennläuferin), Mari Kiviniemi (Erste Ministerpräsidentin von Finnland).

Links zum Thema

In Österreich:

In der Bundesrepublik Deutschland:

Literatur

  • Die Jagdmotivation, Dobat, Heubrock, Boehme, Institut für Rechtspsychologie der Universität Bremen, 2011
  • Die Thrakische Jägerin, Römische Steindenkmäler aus Macedonia und Thracia, Peleus; Maria Deoudi; Studien zur Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns, Band  51, Rutzen, +Mainz, Ruhpolding  2010
  • Aus dem Internet: www.sagengestalten.de/
    lex/grie­_roem.At.html
  • Aus dem Internet: www.jagdnetz.de; (Deutscher Jagdverband)
  • Jagd-Brevier oder von der Kunst des Waidwerks; Walter Norden; Paul Neff Verlag; Wien 1970
  • Die Jägerin – Was Frauen an der Jagd fasziniert; Katrin Burkhardt (Hrsg.); Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart 2012
  • Die Geschichte der Jagd, Kultur, Gesellschaft und Jagdwesen im Wandel der Zeit; Werner Rösener; Artemis & Winkler; Düsseldorf 2004