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Interview mit der Generalsekretärin des NÖ LJV, Fr. Mag.a Sylvia Scherhaufer

März 5, 2018

Sehr geehrte Frau Generalsekretärin!

Sind Sie selbst praktizierende Jägerin, und wenn ja, wie kamen Sie zu diesem Handwerk?

Ja, ich bin aktive Jägerin! Dadurch, dass ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, ist das Thema Jagd für mich etwas Selbstverständliches. Schon in meiner frühen Kindheit bin ich mit der Jagd in Kontakt gekommen und habe mich für diese begeistert. Die Jagdprüfung habe ich erst seit 8 Jahren, da meine Ausbildung und mein Studium Vorrang hatten. Erst als ich den ersten Job hatte, ergab sich die Möglichkeit, am Flötzersteig den Kurs zu besuchen.

Im Moment bin ich Ausgeherin, da ein Pachtverhältnis nicht nur eine große Verantwortung und Verpflichtung bedeutet, sondern primär ein Zeitproblem darstellt. Selbstverständlich bringe ich mich aber bei den verschiedenen Tätigkeiten, z.B. Pirschwege putzen etc. gerne ein. Es ist aber für mich ist auch wichtig, dass man sich persönlich in die Jagdgemeinschaft einbringt, was mir ebenfalls sehr großen Spaß und Freude bereitet!

Sie sind seit 1. Jänner 2018 in Ihrer Funktion, welche Ziele sind für Sie prioritär?

Ende Februar 2018 wird es eine Präsidiumssitzung mit meinem Stellvertreter und dem Chefredakteur vom Weidwerk geben, um genau solche zukünftigen Meilensteine zu definieren. Aber auch in der Organisation des Landesjagdverbandes selbst wird versucht, Verbesserungspotentiale und Ansätze zu formulieren.

Für mich selbst ist es wichtig, dass sich der Landesjagdverband als Servicestelle für die Mitglieder sieht und sich daher entsprechend zu orientieren hat.

Die zentralen Frage in diesem Zusammenhang sind die: Wie komme ich verstärkt zu den Mitgliedern an der Basis bzw. wie kann sich der Jagdverband als offenes Haus für alle Jägerinnen und Jäger präsentieren?

Weitere Ziele sind die Übersiedlung des Verbandes, da sind wir auf der Suche nach einer geeigneten Bleibe.

Ein weiteres Vorhaben ist die Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen. Zentrale Frage dabei ist natürlich, wie sich zukünftig die Kooperation mit den Grundeigentümern und der Landwirtschaft bzw. der Jagd gestalten wird. Hier gilt es, den Konsens, die Gesprächsbasis zu suchen und zu pflegen.

Ist für Sie die Jagd in der aktuellen Form zeitgemäß und richtig?

Ich habe die feste Überzeugung, dass unser Reviersystem und unsere „nebenberuflichen“ Jägerinnen und Jäger zeitgemäß und der richtig Weg sind. Schon alleine aus ökonomischer Sicht könnte es sich die Öffentlichkeit gar nicht leisten, dass die Jagd nur durch Berufsjäger ausgeübt werden würde.

Weiteres bin ich auch der Meinung, dass die Jagd mit so viel Herzblut ausgeübt wird und mit so großartigem persönlichem Engagement, dass ich das gar nicht in dieser Form delegieren kann. Dies natürlich bei aller Wertschätzung für die Berufsjägerschaft. Alleine die 1. Jagdprüfung, die eine umfassende und qualitativ sehr anspruchsvolle Ausbildung ist, dann auch das System der Weiterbildung, für die man auch noch Geld bezahlt, legt Zeugnis für die Verbundenheit mit der Jagd. Außerdem glaube ich, dass eine Vielzahl der Jagdausübungsberechtigten einen Bezug zur Örtlichkeit und damit auch zur dortigen Bevölkerung hat, was für mich einer tiefen Verwurzelung gleichkommt.

Meiner Meinung nach sollte auch die ansässige Bevölkerung vor Ort die Jagd ausüben, was natürlich viele Vorteile in sich birgt. Was aber nicht bedeuten soll, dass Ortsfremde die Jagd nicht tadellos ausüben können. Es ist, wie immer, natürlich von den handelnden Personen abhängig.

Für mich ist das jetzige System gut, so wie es ist, und sollte auch so bleiben!

Der Jagdschaden ist laut gültigem NÖ Landesjagdgesetzes verursacherunabhängig vom Jagdpächter bzw. Jagdausübungsberechtigen zu begleichen. Sehen Sie vor dem Hintergrund des ansteigenden Tourismus einen Änderungsbedarf?

Ich verstehe natürlich diese Problematik, insbesondere in Tourismusgebieten. Allerdings, ist der Jäger der Einzige – in der Theorie -, der den Abschuss erfüllen kann. Der Grundeigentümer, der natürlich mit seinem Eigentum verhaftet ist, muss natürlich einen Weg vorfinden, der ihm ermöglicht, den Schaden ersetzt zu bekommen.

Das aktuelle System ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, aber es ist sehr schwierig, ein neues aufzubauen. Im Falle einer Klage muss ich einiges greifbar machen. Beim Tourengeher z.B., wenn ich den Schaden verschuldensabhängig mache, müsste ich dies nach den Grundsätzen des Schadenersatzrechtes nachweisen: also, Rechtswidrigkeit (es muss ein Gesetz übertreten worden sein), die Kausalität (Ursache / Wirkung: Wildschaden), dann den Grad des Verschuldens (mindestens eine fahrlässige Vorgansweise muss vorliegen) und die Identität des  Tourengehers muss mir auch noch bekannt sein. Erst wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann ich jemanden zur Schadenersatzleistungen heranziehen. Daher ist dieser Punkt sehr schwierig umzusetzen.

Im zweiten Teil des Interviews spricht Frau Generalsekretärin Maga Scherhaufer zu den Themen:

  • Schalldämpfer
  • Prädatoren und
  • Zukunft der Jagd

Bis dahin ein kräftiges Waidmannsheil,

Ihr

Gerhard Amler

P.S.: Foto: WEIDWERK/Grasberger

2021-03-14T16:35:24+00:00
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