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Interview mit der Generalsekretärin des NÖ LJV, Fr. Mag.a Sylvia Scherhaufer

Mai 27, 2018

Sehr geehrte Frau Generalsekretärin!

Thema „Schalldämpfer“: Wie stehen Sie da einer Anwendung für alle Jägerinnen und Jäger gegenüber, bzw. wo ziehen Sie die Grenze zwischen dem Handwerk Jagd und der Technikanwendung?

Bei Thema Schalldämpfer sehe ich primär den Gesundheitsaspekt. Dieser gilt selbstverständlich, auch für die breite Jägerschaft. Trotz Gehörschutz wird bekanntlich ja der Schall über den Knochen trotzdem zum Ohr weitergeleitet.

Im NÖ Jagdgesetz ist der Schalldämpfer ja nicht explizit verboten. Sollte das Waffengesetz, welches ja ein Bundesgesetz ist, eine allgemeine Anwendung erlauben, muss im NÖ Landesjagdgesetz keine gesetzliche Änderung vorgenommen werden. Anders verhält es sich in Kärnten. Dort musste erst das Landesjagdgesetz geändert werden, was aber vor kurzem auch umgesetzt wurde.

Ganz allgemein kann ein technischer Fortschritt eine Erleichterung bedeuten. Aber, man sollte immer überlegen, ob man mit den vorhandenen technischen Dingen nicht doch das Auslangen finden kann. Meiner Meinung nach sollte die Technik nicht den Zeitmangel kompensieren. Es ist zwar in unserer Zeit sehr schwierig, auf die Technik zu verzichten, aber vorwiegend sollte man sich auf das Handwerk Jagd besinnen. Es fängt ja schon bei der Wildkamera an, die eine Erleichterung im Jagdbetrieb bedeutet.

Bei jeder Anwendung von modernster Technik wäre daher zu  fragen, ob dies nur der Bequemlichkeit dient oder der Einsatz notwendig ist.

Die Prädatoren sind wieder im Kommen. Haben diese überhaupt heutzutage die Möglichkeit sich wieder „artgerecht“ anzusiedeln, bzw. sollten sie nicht rechtens bewirtschaftet werden können?

Ich bin gegen ein aktives Ansiedeln von Wölfen. Mit dem natürlichen Zuzug von großen Prädatoren muss man sich beschäftigen und kritisch auseinandersetzen. Dieser Entwicklung kann man nicht tatenlos zusehen. Ich bin auf jeden Fall dafür, dass z.B. die Wölfe bewirtschaftet werden sollten. Die Wölfe sind ja sehr streng geschützt (Flora Fauna Habitat Richtlinie, Anhang 4; LINK), aber es gibt ja auch die Möglichkeit, Ausnahmen in bestimmten Situationen zu erwirken. Die Schwierigkeit einer allgemeinen Bewirtschaftung ist die abgesicherte Feststellung eines sogenannten „günstigen Erhaltungszustandes“ Wenn dieser gegeben ist, könnte man auch eine Bewirtschaftung ins Auge fassen. Aber, es ist sehr schwierig, diesen Zustand zu definieren, zumal es naturgemäß Interessenskollisionen zwischen Grundeigentümern, Naturschutz und Jagd gibt.

Der erste Schritt wäre, dass in der Habitat Richtlinie der Wolf vom Anhang 4 in den Anhang 5 umgestuft werden würde. Passiert dies, wäre auch eine Bejagung in der Folge möglich. Ferner sollte es eine wildökologische Raumplanung – ähnlich wie beim Rotwild – auch für den Wolf geben.

Die wildökologische Raumplanung bedeutet, dass es wolffreie Zonen, Korridore und Gebiete gibt, in denen der Wolf sich reguliert ansiedeln darf. Korridore dienen einzig und alleine für den Austausch bzw. dem örtlichen Wechsel der Wolfpopulationen.

Ich halte die Verbannung des Wolfes aus Österreich einfach für illusorisch, da die rechtlichen Gegebenheiten im Moment in Europa so sind. Einzelentnahmen oder in der Folge Bewirtschaftung im Rahmen eines Abschussplanes kann ich mir aber vorstellen. Gleichzeitig sind aber flankierende Maßnahmen, wie z.B. ein Wolfmonitoring wichtig, um auch die EU- Kommission von gewissen Wünschen und Bestrebungen argumentativ überzeugen zu können.

Da es auf der Seite des Naturschutzes auch Partner gibt, die konsensual agieren, wäre der erste Schritt, einen Grundkonsens zwischen Grundeigentum, Naturschutz und Jagd zu finden.

Ich bin ein Mensch, der zuerst das Miteinander bzw. die Bildung von Allianzen sucht, da das Erreichte dann von einer breiten Basis auch mitgetragen wird.

Ich bin mir bewusst, dass dies ein schwieriges Thema ist, aber ich bin auch gleichzeitig davon überzeugt, dass wir mit der „Politik der kleinen Schritte“ in Zukunft etwas bewegen werden können.

Zum Thema „Afrikanische Schweinepest und Wolf“: Es gibt zwar noch keine wissenschaftlich fundierte Studie zu dieser Thematik, lediglich Einschätzungen von Experten (z.B.: Prof. Arnold). Diese gehen davon aus, dass der Wolf zwar Träger des Virus sein kann, er aber die Beute nicht weit verschleppt. Daher ist die Gefahr einer epidemischen Ausbreitung durch den Wolf eher als gering einzuschätzen. Ferner ist es noch nicht wissenschaftlich bewiesen, ob das Virus auch die Darmbarriere des Wolfes „überlebt“.

Zum Abschluss: Wie schaut Ihrer Meinung nach die Jagd im Jahre 2030 aus, bzw. was würden Sie sich persönlich in diesem Zusammenhang wünschen?

In einem Brief an das Christkind würde ich mir wünschen, dass wir Jägerinnen und Jäger als Vermittler zwischen Natur und der Bevölkerung, insbesondere der städtischen, wahrgenommen werden.

Das Image der Jägerschaft ist ja in Wirklichkeit positiv besetz. Vorwiegend geht es in der Öffentlichkeit immer nur um vereinzelte Aspekte, die dann für Diskussionen sorgen.

Ich wünsche mir, dass der Jäger wieder als naturverbundener Dienstleistungserbringer und wichtiger Partner für die Bevölkerung gesehen wird, wodurch dann in der Folge eine noch größere positive Grundstimmung begründet werden wird.

Die Frage, ob Berufsjäger die gesamte Jagd durchführen sollen, sollte zukünftig nicht mehr gestellt werden, da man davon ausgeht, dass die Jägerschaft ihre Aufgabe sehr gut selbst erfüllt und wir das beste System haben.

Als zweiten Wunsch hätte ich, dass wir einen guten und gemeinsamen Umgang zum Thema Beutegreifen haben. D.h., dass die Jägerschaft die gesetzlichen Möglichkeiten in deren Wirkungsbereich nützt.

Der dritte Wunsch wäre, dass weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit denjenigen gepflegt wird, die parallel zur Jagd auch noch die Natur benutzen, also Land- und Forstwirtschaft, aber auch mit dem Tourismus sind Gespräche zu suchen.

Ein Thema liegt mir auch noch am Herzen: das Niederwild. Hier werden wir für die Zukunft einen fachlichen Schwerpunkt setzen, was wir denn für den Erhalt etc. für unser Niederwild tun können

Sehr geehrte Frau Generalsekretärin, ich darf mich recht herzlich bei Ihnen für das Gespräch bedanken und wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre weitere Tätigkeit!

Waidmannsheil,

Gerhard Amler

Fotos WEIDWERK/Grasberger

2021-03-14T13:37:35+00:00
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