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Jägerin und Präparatorin: Elke Maria Loretter Rogge

Juli 5, 2018

Sehr geehrte Frau Rogge!

Der Beruf des Präparators ist ja an und für sich nicht sehr häufig. Was war denn die Motivation, dass Sie sich für diesen Lehrberuf entschieden haben?

Die Motivation war diejenige, dass ich immer etwas mit Tieren zu tun haben wollte. Da mein Vater schon Tierpräparator war, wuchs ich in dieser beruflichen Umgebung auf. Daher habe ich bereits als Kind mitgeholfen.

Das Tier, auch das tote Tier, war für mich seit Kindesbeinen etwas Aufregendes. So war für mich schon als Fünfjährige klar, dass ich diesen Beruf ergreifen werde. Auch das künstlerische Element, das diesem Beruf inne ist, war für mich faszinierend.

Was sind die großen Herausforderungen in diesem Beruf?

Das ist eine schwierige Frage, da ja jeder Präparator das Tier so natürlich und naturgetreu darzustellen versucht, wie er halt kann. Aber nicht nur nach seinen Vorstellungen, sondern auch die natürliche Anatomie, der Gesichtsausdruck und die natürliche Körperhaltung sollte sich im Präparat wiederfinden.

Das setzt aber auch voraus, dass man sich in der Natur aufhalten muss. Die so gemachten Beobachtungen und Erkenntnisse, lässt man dann in das Präparat einfließen. So soll ein Eichkätzchen auch aussehen wie ein Eichkätzchen, und nicht wie ein Hermelin! Wichtig ist daher, dass man eine gute Beobachtungsgabe hat.

Was war bisher das Präparat, auf welches Sie besonders stolz sind und welches war das Ungewöhnlichste, welches Sie angefertigt haben?

Das großartigste Präparat, welches ich gemeinsam mit meinem Vater, der ein großartiger Präparator und Künstler war, er lebt leider nicht mehr, anfertigte, war ein Moschusochse. Mein Vater stellte auch die Dermoplastik des Tieres her. Also Gerüst, die Dermoplastik, und die Endfertigung stammten aus einer Hand.

Eine Kundschaft brachte mir einmal einen Zaunkönig und ein Goldhähnchen, welche beide sicher über 10 Jahre in der Tiefkühltruhe waren. Das Schwierige daran war daher, aus diesen ausgetrockneten und lange eingefrorenen Vögeln, tolle Präparate zu machen. Mit viel Engagement, Liebe und Geschick gelang mir dies aber dann doch! Eine weitere Herausforderung war es auch, dass man aus diesen filigranen Federn doch etwas Tolles hat entstehen lassen können.

Das ungewöhnlichste Präparat war ein Menschenkopf!

Dies war noch während meiner Lehrzeit, als ein Professor anrief und mich fragte, ob wir dies in unserer Firma auch machten? Nun, eigentlich war das natürlich nicht unser Schwerpunkt und ehrlich gesagt, ich  habe mich auch ein wenig gefürchtet.

Ich war schon ganz nervös, weil ich mir natürlich vorstellte, dass der Herr Professor mit dem Kopf unter dem Arm zu uns kommen würde. Das war aber nicht so. Der Schädel war schon fertig präpariert, also ohne Haare und Haut. Wir sollten diesen nur noch bleichen und für Demonstrationszwecken adaptieren.

Was macht den Ihrer Meinung nach einen „guten“ (biologischen) Präparator aus?

Einen guten Präparator macht aus, dass er die Tiere, egal, ob Haus- oder Wildtier, ganz naturgetreu wieder hinzubekommen und darzustellen. Also, der Blick muss passen und die Körperhaltung des Präparats. Natürlich sollte auch der Kunde mit dem Endprodukt zufrieden sein.

Welche Eigenschaften sollte man für diesen Beruf mitbringen?

Eine Selbstverständliche Voraussetzung ist, dass man sich nicht ekelt, auch vor übel riechenden Dingen. Wenn z.B. ein Murmeltier nicht aufgebrochen angeliefert wurde. Auch das Entfleischen gehört zum Geschäft, sowie der Umgang mit der toten Materie an und für sich. Ich glaube, wenn man sich für so einen Beruf entscheidet, weiß man, was auf einen zukommen wird, also auch an den toten Tieren zu arbeiten.

Weiteres braucht man in diesem Beruf eine gute Beobachtungsgabe. Für die künstlerische Gestaltung wäre es günstig, dass man zeichnen kann. Aber, der ausgeprägte Bezug zur Natur ist unumgänglich.

Die schönen Seiten des Beruf sind für mich, wenn ich vor dem fertigen Präparat stehe und feststelle, dass dies sehr gelungen ist. Der Blick, die Stellung passt und die Kundschaft sagt, dass das Werk genau seiner Vorstellung entspricht.

Sie sind ja auch Jägerin. Wie hat sich das ergeben?

Ich bin schon in meiner Kindheit mit meinem Vater auf die Pirsch gegangen und habe sehr oft dafür den Kindergarten geschwänzt. Lieber war ich in der Natur und bei meinem Vater, als im Kindergarten. Wir hatten damals ein Feldrevier bei Feldkirch. Durch die Ausübung der Jagdaufsicht meines Vatesr waren wir aber auch in einem Gebirgsrevier auf dem Furkapass (1.700 m) jagen. Dort in den Bergen entdeckte ich meine große Leidenschaft, die Balz des „Kleinen Hahn“. So kam es auch in der Folge dazu, dass ich mich auf die Präparation von Vögel und Raufußhühner spezialisierte.

Worauf sollte man als Jäger prinzipiell achten, um es dem Präparator leicht zu machen, dass er oder sie ein tolles Kunstwerk anfertigen kann?

Also, ganz, ganz elementar ist die richtige Wahl der Munition bzw. des Kalibers.

Wichtig ist auch, dass man den schweißigen Ausschuss säubert und wieder verschließt. Bei erlegtem Federwild sollte man auch nicht aushakelt. Das hat man früher gemacht. Weiter sollte man das frisch erlegte Stück nicht sofort in ein Plastiksackerl geben, sondern zuerst auskühlen lassen. Beim Murmeltieren heißt es hingegen sehr wohl, aufbrechen, auskühlen lassen und erst dann in den Rucksack. Auf keinen Fall sofort in den Rucksack, weil sonst die Haare versticken und dann ausgehen.

Ein Hirsch-Präparat mit Vorschlag oder ein Ganzpräparat sind natürlich etwas ganz Besonderes. Normalerweise kann der begleitende Berufsjäger die Decke so abschärfen, dass diese sich sehr gut zum Präparieren eignet. Prinzipiell geht es auch, dass der Jäger mit dem ganzen Stück vorbeikommen kann und wir machen dann den Rest vor Ort.

Sind Sie auch noch außerhalb Ihrer Werkstätten noch tätig?

Ja, besonders viel Freude macht mir auch die Arbeit im Mariazeller Heimathaus (LINK), in welchem ich bereits bei der Gestaltung des Jagdmuseums mitwirkte. Nun werde ich auch bei der Errichtung des Heimmuseums tätig sein. Dabei arbeiten wir im Team, was mir sehr viel Spaß bereitet.

Ein weiteres Projekt ist in Dornbirn der Ausbau des „inatura“ (LINK). Dort hat bereits mein Vater von Beginn an mitgewirkt und z.B. ein ganzes Rudel von Wölfen gestaltet.

Eines liegt mir noch am Herzen zu sagen, nämlich, dass ich ausgebildete Waldpädagogin bin, was einfach sich aus meiner Liebe zur Natur ergab!

Sehr geehrte Frau Rogge!

Danke für das Interview und ein kräftiges Waidmannsheil für 2018!

Kontaktdaten:

Elke Maria Loretter Rogge

Alberweg 22

6800 Feldkirch

oder

Ulreichsberg 57

8630 Mariazell

Tel.: +43 3882 / 44 931

E-Mail: elkeloretter@gmx.at

2021-03-14T12:55:48+00:00
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