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Jagen bei Esterházy – ein wahrhaft „Fürstliches“ Erlebnis!

Juni 15, 2021

Nachhaltigkeit bei Jagd und Landwirtschaft!

Es war schon lange angedacht, dass ich einmal bei „Esterházy“ waidwerken durfte bzw. wollte. Nun, dieser klingende Name allein steht schon seit Jahrhunderten für Jagdtradition und Kultur (LINK)!

Unverhofft kommt oft und so ereilte mich der Anruf von David völlig überraschend, ob ich denn nicht Zeit hätte, im Bezirk Oberwart auf die Pirsch zu gehen. Natürlich hatte ich Zeit und so ging es eine Woche später in das Land der Burgen.

Dort, in der Früh angekommen, ging es nach einer herzlichen Begrüßung sofort in das Revier. Großzügigkeit hat viele Facetten, eine davon ist, was der Gastgeber alles „freigibt“! Nachdem Micheal, der Revierjäger, mir die jagdlichen Möglichkeiten aufgezählt hatte, machte ich überschlagsmäßig vorsichtshalber eine kurze Inventur meines Munitionsvorrates. Wo hat man sonst noch die Gelegenheit auf die fast ganze Palette von Schalenwildbejagung jagen zu können, noch dazu am Tag?

Pannatura: Das Erfolgsmodell von Esterházy!

Serviceorientiert, wie es bei Esterházy üblich ist, wurde ich zum Hochstand gebracht und mit einem kräftigen „Waidmannsheil“ verabschiedet und dem Einstand rund um den Sitz „Hochstraß“ alleine überlassen.

Leider hatten der einsetzende Regen und der kesselnde Wind keine Einsicht mit dem Jäger aus Niederösterreich. Daher ging ich diesmal leer aus, kein 1er Bock, keine Sau, kein Spießer, einfach nichts.

Aber als wir beim Jagdhaus angelangt waren, gab es aus der eigenen Produktion Wildspezialitäten, Eingelegtes und natürliche Esterházy Wein (LINK).

Nach einer langen und sehr ausgiebigen Labung, welche natürlich durch teilweise sehr hitzige und emotional geführte Diskussionen über die verschiedenen Themenbereiche der Jagd gekennzeichnet war, ging es wieder in Richtung Niederösterreich.

Die Jagd als wichtige Säule der nachhaltigen Bewirtschaftung!

Vier Tage später fand ich mich wieder auf dem Ansitz „Hochstraß“ sitzend. Die vor mir liegende Schneise war bis zum Ende ca. 160 Meter lang, was mich als Gebirgsjäger überhaupt nicht tangierte, ganz im Gegenteil! Allerdings hatte ich auch die warnenden Worte von Michael im Kopf, der meinte, dass der mir zugedachte Rehbock, links auf der Straße oder auch ganz knapp vor dem Hochstand ausziehen könnte und ganz leicht erkennbar sei, was immer das bedeuten soll.

Nun, ich richtete mich natürlich auf die weitere Distanz ein und harrte der Dinge.

Regelmäßig glaste ich die Lichtung und die möglichen „Austrittsmöglichkeiten“ ab, prüfte den Wind und bemerkte, wie mich die Jagd und das Naturerlebnis entspannten.

Wie aus dem Nichts stand auf einmal der Bock, es war ein kapitaler 1er, auf der Wiese vor mir. Keine 150 Meter, sondern unter 60 Meter!

Alles, was einen Augenblick vorher kontemplativ war, verflüchtigte sich augenblicklich und wurde blitzartig durch Spannung und Jagdfieber ersetzt!

Eigenes Wildfleisch, verarbeitet im eignen Betrieb!

Nun strömten viele Gedanken durch den Kopf, wie Visierlinie, Flugparabel des Geschoßes und die Gesetzmäßigkeiten des Winkelschusses. Auch war auf einmal der nahe Termin für das Seminar „Der sichere und weite Schuss“, welches ich für den Burgenländischen Landesjagdverband halten durfte, sehr präsent.

Mit meinem dS Zielfernrohr und El Range (mit TA) von SWAROVSKI (LINK) verfolgte ich jeden Schritt und jede Bewegung des alten Waldgeistes. Hoch aufhabend, noch immer stark geperlt, aber schon aufgrund des Alters ein wenig zurückgesetzt, erlebte ich die Schöpfung hautnahe.

Da ich so waidwerke, auch bzw. insbesondere bei Einladungen, dass vom wertvollen Wildbret möglichst viel erhalten wird, wartete ich geduldig, dass sich das Stück „breit“ hinstellt.

55 Meter Schussdistanz, mit einem gestreckten Kaliber (300 WSM) aus der Blaser R8 Success (LINK), müssten eigentlich auch „fleck“ der richtige Haltepunkt sein, so die Theorie!

Endlich, der Bock stellte sich breit da und ich erhöhte den Druck auf den Abzug, der Schuss brach und zerriss die Stille im Wald.

Nachhaltigkeit für Wild und Wald!

Zu meiner tiefen Verwunderung sprang der Bock, ohne Schusszeichen ab und ein halbstündiges verärgertes „Schrecken“ meinerseits waren die Folge. Nun ging das „Kopftheater“ in seine finale Runde und projizierte Bilder des Vorwurfs, über Selbstkritik bis hin zur Frömmigkeit in meinem Kopf. Anders formuliert, dies war wieder ein „Erdungsprozess“ und die gesunde Portion Demut, welche der Jagdausübung innewohnen sollte, wurde dadurch schlagartig erneuert!

Schon erreichte mich die SMS von Michael, welcher mir ein kräftiges „Waidmannsheil“ wünschte. Tief zerknirscht und kleinmütig schrieb ich von meinem vermeintlichen Missgeschick zurück.

Nach 40 Minuten hielt ich es nicht mehr auf dem Hochstand aus und ging zum vermeintlichen Anschuss. Kein Schweiß empfing mich, sondern ein vorwurfsvolles „Schrecken“ waren die Quittung meiner Unrast!

Schon war Michael vor Ort und wir gingen nochmals in die Richtung des abgegeben Schusses. Schon im Vorfeld meinte er, dass das wahrscheinlich eine Geis war, die da so verärgert reagierte.

Gemeinsames Zusammenspiel zwischen Ökologie und Ökonomie!

Nachdem ich Michael zum Anschuss eingewiesen habe, ging dieser, einem Schweißhund gleich, ein paar Schritte weiter und erlöste mich aus meiner Jagd-Depression mit den Worten: „Schau, da ist heller Schweiß!“

Jeder, der waidwerkt, weiß, dass das ein gutes Zeichen war! Nach 10 Metern standen wir vor dem verendeten Bock. Große Erleichterung und aufrichtige Dankbarkeit waren die ersten Gäste meiner Gefühlslandschaft!

Der Schuss saß ungefähr einen Zentimeter hinter dem Leben und war ein glatter Durchschuss!

Nach der traditionellen Beglückwünschung und Inbesitznahme nutzte ich das Privileg der „Roten Arbeit“.

Der Bock war ein wahrlich alter Recke, der mit seinen tiefsitzenden Dachrosen, seinen starken Perlen und seinem imposanten Gehörn wahrhaft in die Kategorie „Lebensbock“ einzuordnen ist.

Waidmannsdank an dieser Stelle an alle, die mir dieses fulminante Erlebnis ermöglicht haben!

Nun ging es zur Jagdhütte, wo auch der Revierleiter eintraf und meinte: „Besser werden die Böcke bei uns nimmer!“

Ich brauche nicht zu betonen, dass die anschließende Feier bis tief in die Nacht dauerte und ich sehr spät wieder in NÖ landete!

Wahrlich, ein „Fürstliches“ Erlebnis in den Wäldern von Esterházy!

Waidmannsheil,

Ihr

Gerhard Amler

Kultur und Tradition bei Esterházy!

P.S.: Apropos „Fürstliches Erlebnis“: ein Besuch bei einer Opernaufführung in St. Margareten, heuer wird „Turandot“ gezeigt, ist immer eine Reise wert (LINK)!

Von |2021-06-15T13:32:46+00:00Juni 15, 2021|Burgenland, Featured|0 Kommentare
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