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Karl Hohenlohe: Familienmensch, Journalist, Herr der Hauben, Opernballikone und Jäger

Februar 20, 2021

Anlässlich der Absage des Opernballs 2021, ein retrospektives Interview

Jagdportal: Ihre Familiengeschichte (LINK) geht bis in das 12. Jhdt. zurück. 1450 Erhebung in den Reichsgrafenstand; ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebiet und seine Herrscher fürstlich (21. Mai 1744).Wie gehen Sie damit um, gibt es da (Nach)Auswirkungen auf das tägliche Leben?

Karl Hohenlohe: Ich finde meine Familiengeschichte sehr interessant und vielschichtig. Viele meiner Vorfahren übten interessante Tätigkeiten aus, erhielten Auszeichnungen und hatten Talent in vielen Dingen. Ich lerne daher gerne aus der eigenen Familiengeschichte, aus dem Guten, aber auch aus dem Schlechten. Bei uns waren und sind viele Persönlichkeitsausprägungen vorhanden. Da gibt es die Spinner wie auch die Helden.

Jagdportal: Sie sind in Wien geboren, im Stadthaus in Wien und Schloss Baumgarten bei Mautern aufgewachsen und leben nun im Weinviertel. Sind Sie – kleinregional gefragt – Wiener oder Niederösterreicher oder Österreicher mit weltbürgerlichen Ambitionen?

Karl Hohenlohe: Ich bin ein Gemisch, meine Großmutter war Ungarin, meine Urgroßmutter Schottin, meine Mutter ist halbe Engländerin. Ich lebe sehr gerne in Wien und Niederösterreich, allerdings mit einem starken Bezug zum Land.

Da ich während der Woche sehr viele Leute sehe und um mich habe, schätze ich die Einsamkeit, speziell die im Weinviertel auf dem ehemaligen Hof des Wasners, der heute „Hohenlohe Hof“ genannt und mannigfach genutzt wird. Ich kann mich noch daran erinnern, dass zu Beginn dort nicht einmal Strom und Wasser gab. Aber wie gesagt, ich habe dort so etwas wie eine Enklave.

Jagdportal: Ihre aktuellen Tätigkeiten haben ja ein starke „Jagdtangente“: Sei bei dem Streben nach Entdeckung der fein schattierten Geschmacksnuancen oder dem sehr pointierten Erzählen von Hintergrundinformationen über so manche entdeckte „Trophäe“ bei den diversen gesellschaftlichen Veranstaltungen! Ist das Zufall oder ist das genetisch begründet?

Karl Hohenlohe: Ich habe immer schon gern geschrieben, war dann bei der Wochenpresse und habe irgendwann von Peter Rabl ein Angebot bekommen jeden Tag zu schreiben. Das hat dann im Lauf der Zeit gut funktioniert.

Jagdportal: Eine Frage, die sicher die Leserinnen und Leser in diesem Zusammenhang interessieren wird ist diejenige, wie man sich dieses „gesellschaftliche Wissen“ aneignet und aktuell erhält?

Karl Hohenlohe: Das Geheimnis ist, dass sich die Anzahl der Leute zum größten Teil nicht verändert und man diese halt schon kennt. Anders gesagt: Erfahrung. Für die wenigen Neuen eignet man sich einfach die Hintergrundinformation an und schon funktioniert das.

Zum Opernball:

Wir beide haben es da wirklich wesentlich leichter als die Kollegen draußen. Privat gibt es zwischen Wagner-Trenkwitz und mir auch ein gutes Einverständnis und mit Christoph kann ich wirklich lachen! Ich bin da jetzt schon über 20 Jahre tätig, wobei ich anfangs mit Horst Friedrich Mayer einfach – quasi als Sekundant –dabei war aber nicht sprechen durfte. Ich habe die prominenten Namen auf einen Zettel geschrieben.

Man ist aufgrund der Übertragung für einen Tag berühmt und am nächsten Tag ist man wieder der alte „C-Promi“. Dieser Ball ist einfach eine glückliche, mediale Aufregung. Viele Leute sehen sich die Sendung auch an, um Pannen zu erleben. Da können wir helfen. Der Ball ist und bleibt ein wunderbares Faschingsereignis.

Jagdportal: Auf der Jagd nach „Hauben“ der einzelnen Gastronomen bzw. um eine gewisse Portion „Scheinwerferlicht“ abzubekommen, kam es doch sicherlich für Sie zu manch sehr lustigen Situation. Was war denn so eine?

Karl Hohenlohe: Es gibt eigentlich nicht sehr oft lustige Situationen, wir versuchen das ja mit großem Ernst zu betreiben. Die besten Restaurants werden mehrmals von unseren anonymen Testern geprüft. Sind sich die Tester uneinig, treffen meine Frau ich die finale Entscheidung. Prinzipiell müssen einfach gewisse Grundlagen bei der Speisenzubereitung vorhanden sein. Das ist auch für jeden messbar.

Ein Beispiel: es weiß jeder, was es heißt, wenn Spaghetti bissfest sind. Dieses Kriterium ist bewertbar aber die Grundkenntnisse setzen wir bei den Gastronomen ohnehin voraus, was wirklich zählt, ist die Kreativität. Es ist wichtig und manchmal auch mutig, wenn neue Dinge ausprobiert und kreiert werden. Es ist ja ein wenig wie ein Teufelskreis: Kennt der Konsument die neuen Kompositionen nicht, kann er diese auch nicht einordnen. Er ist verunsichert und viele haben dann Schwierigkeiten, dieses Gericht als positives Geschmackserlebnis zu erfahren.

Unsere Mitarbeiter fahren auch sehr oft in das Ausland, um zu testen. Internationale Eindrücke sind unumgängliche Wissenserweiterung. Die Tester sind bei uns anonym. Gibt sich ein Tester zu erkennen, müssen wir uns umgehend von ihm trennen.

Zu „Tim Mälzer & Co“:

Ich finde, dass jeder Trend interessant ist. Wichtig ist regional, saisonal, aber mit Augenmaß nicht militant und ausschließlich.

Zum Thema „lustige Sache“:

Ich will mich auf keinen Fall über Gastronomen lustig machen. Einzig, wenn ich mit meiner Frau einfach nur essen gehe will, werde ich rührend nach und nach mit Essen versorgt, das wir eigentlich gar nicht bestellt haben.

Jagdportal: Hat das Thema Jagd – im archaischen Sinn – in Ihrer Familie eine bedeutende Rolle gespielt, bzw. wie ist Ihr persönlicher Zugang zu diesem Thema?

Karl Hohenlohe: Alle in meiner Familie waren interessiert an der Jagd. Mein Vater ist sehr gerne auf die Jagd gegangen, teilweise auch in Ungarn. Ich bin früher ganz gerne mitgegangen. Aber eines hat mich gestört: Mein Vater hat ein sehr ausgeprägtes Jagdfieber und hat dann manchmal sehr gezittert. Als 12jähriger war das für mich eher eigenartig. Ich habe als ein wenig die Lust an der Jagd verloren. Erst zehn Jahre später meldete sich das Interesse an der Jagd wieder zurück.

Ich persönlich kann Leute verstehen, die keinen Bezug zur Jagd haben und Argwohn hegen. Sehr oft fehlt es an Information.

Ich finde es nicht leicht einem „Nicht-Jäger“ die eigene Leidenschaft zu erklären. Jeder einzelne Jäger trägt etwas zum Image der Jagd bei, wobei die sogenannten „Schwarzen Schafe“ leider ein riesiges Echo in den Medien auslösen. Ich bin immer bestürzt, wenn Jagdunfälle passieren aber letztendlich passiert es sehr, sehr selten. Man merkt aber auch, dass bereits sehr viel Positives in der Öffentlichkeit passiert ist, aber es ist nicht leicht einen Städter von den zahreichen positiven Aspekten der Jagd zu überzeugen

Jagdportal: Haben Sie überhaupt noch Zeit für die Jagd?

Karl Hohenlohe: Nein, sehr wenig! Aber ich genieße es richtig mich anzusetzen, einfach nur zu schauen und die Ruhe wahrzunehmen.

Jagdportal: Ihr schönstes Jagderlebnis?

Karl Hohenlohe: Vor einigen Jahren bei der Hirschbrunft in Niederösterreich. Ich war zwar nur „unbewaffneter“ Begleiter, aber es war einfach überirdisch schön: Das Licht, die Stimmung, der Nebel, einfach begeisternd. Überhaupt hat die Reh- und Hirschbrunft für mich einen eigenen Zauber.

Jagdportal: Wohin wird sich Ihrer Meinung nach die Jagd entwickeln?

Karl Hohenlohe: Ich sehe, wie im Ausland mit dem Thema „Jagd“ immer strenger und restriktiver umgegangen wird. Die Jagd wird in Zukunft immer weniger Handlungsspielraum haben, aber ich glaube nicht, dass es in 20 Jahren ein „Aus“ geben wird. Hoffentlich bleibt auch die Ausübung der Jagd fix mit dem Grundeigentum verbunden.

Jagdportal: Zum Abschluss drei Wünsche an die Fee:

Familie

Gourmet und Journalist

Jäger

Karl Hohenlohe: a) Für meine Familie wünsche ich mir, dass es so weiter geht. Dass alle gesund bleiben, ich habe dahingehend großes Glück, ich bin eigentlich fast wunschlos glücklich.

b) Als Gourmet hätte ich gerne, dass sowohl der Gast als auch der Gastronom in Zukunft mehr Mut zum Thema „Essen“ aufbringen. Als Journalist wünsche ich mir, dass ich nach meinem Abgang beim „Kurier“ wieder anderwärtig täglich schreiben kann.

c) Da wünsche ich mir mehr Miteinander, weniger Polemik und mehr Akzeptanz für alle Jägerinnen und Jäger.

Herr Hohenlohe!

Herzlichen Dank für das Gespräch und ein kräftiges Waidmannsheil!

Gerhard Amler

P.S.: Foto FB.


Von |2021-05-05T18:39:52+00:00Februar 20, 2021|Featured, Interviews, Jagd in NÖ|0 Kommentare
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