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Kinder und Jagdhundausbildung – ein Kinderspiel

Oktober 9, 2020

Treffen Kinder und Hunde aufeinander ist es eine meist unbeschwerte Angelegenheit bei denen es beiden nur darum geht miteinander Spaß zu haben. Leben Hund und Kind miteinander in einem Haushalt entsteht oft ein besonderes Band, eine besondere Freundschaft, die viele Facetten hat.

Ich könnte ihnen genauso lange zuschauen als würde ich zwei Welpen beim Spiel zusehen. Natürlich muss der junge Jagdhund irgendwann auch ausgebildet werden da er nicht ausschließlich als Spielkumpane für das Kind angeschafft wurde. Diese Ausbildung findet in der Regel durch einen Elternteil und ohne das Kind statt. Zu groß ist die Angst das Kind könnte bei der Ausbildung stören oder diese durch inkonsequenten Umgang sogar zunichtemachen oder man möchte dem Kind unangenehme Situationen ersparen bei denen auch mal durchgegriffen werden muss.

Ich kann hier beim besten Willen nicht pauschal urteilen ob, ab welchem Alter oder besser gesagt ab wann ein Kind reif ist aktiv an der Jagdhundeausbildung aktiv beteiligt zu werden. Ich kann im Moment nur beurteilen, dass ein aufgewecktes und schlaues, achtjähriges Mädchen namens Carolina sehr wohl in der Lage ist ihren jungen Jagdhund Lotta auszubilden.

Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass Carolina mit Jagd und Jagdhunden aufgewachsen ist und diese Themen zum Tagesablauf gehören wie Hausaufgaben, Klavier üben, etwas Schönes zu basteln oder mit Freunden zu spielen. Vielleicht hat Carolina ein großes Talent im Umgang mit Hunden, vielleicht ist es für sie aber einfach normal, dass sich ihre Freundin Lotta im Alltag auch benehmen und für seine späteren Aufgaben ausgebildet werden muss.

Die Arbeit mit Carolina und Lotta ist eine große Freude und die Fortschritte sind gewaltig. Erwachsene sind heute durch Literatur und soziale Medien überinformiert. Die möglichen Ausbildungswege, mit denen man konfrontiert wird, sind oft so unterschiedlich, sehr theoretisch und vielfach kaum nachvollziehbar. Schnell macht sich Unsicherheit breit und es werden Trainer oder Seminare besucht, um ja alles richtig zu machen.

Genau hier nimmt das Unglück seinen Lauf. Die Ausbildung wird verkopft, der Mensch wird zunehmen unsicher und wenn eine Methode mal nicht funktioniert fragt sich der Mensch naturgemäß, ob denn wohl die gerade gewählte Methode die Richtige ist. Das strahlt auf den Hund und so wird das Gespann verwirrt und unsicher. Neulich, als wir über die Ausbildung des Junghundes mit und vor allem durch das Kind gesprochen haben viel der Satz wieviel Glück das Kind doch hat in die Jagdhundeausbildung rein zu wachsen. Das ist ein großes Glück.

Zur Ausbildung beider ist allerdings ein viel größeres Glück eben nicht überinformiert zu sein und schon unterschiedliche Trainer oder Seminare besucht zu haben. Wenn Interesse und der Wille einfach da ist einen Hund zu trainieren, werden Erklärungen einfach versucht umzusetzen.

Es wird keine Methode in Frage gestellt, es wird einfach gemacht. Funktioniert es nicht sofort wie gewünscht wird einfach so lange drangeblieben bis es funktioniert. Als begleitender Trainer hilft man manchmal bei den Übungen unterstützend, aber man spürt immer diesen Drang es selbst zu schaffen. Das Kind schaut und hört zu um zu verstehen, nicht um zu antworten oder in Frage zu stellen. Das macht es für alle Beteiligten so viel einfacher. Es ist völliger Quatsch eine achtjährige mit Lerntheorien zu konfrontieren. Man muss jede Aufgabe in möglichst kleine Schritte aufteilen und diese gemeinsam einüben. Zeigen, nachmachen lassen, und im kleinen Korrigieren ist da das Mittel der Wahl. Alles so simpel und einfach zu gestalten ist nicht nur für das Kind wichtig und richtig, auch dem jungen Hund helfen einfache und kleine Schritte schnell und nachhaltig zu verstehen was Mensch von ihm will.

Draußen im Revier sind die Herausforderungen andere. Ich hatte ein wenig Sorge wie wohl die ersten Suchengänge funktionieren würden, wie der Gehorsam beim ersten Wildkontakt funktionieren würde oder ob bei den ersten Apportierübungen im Wasser alles nach Plan laufen würde. Wir waren gut vorbereitet, der Gehorsam war sehr gut, Vorstehen am Werfer wurde vorweg intensiv geübt und somit zumindest das Abstreichen des Wildes nach dem Vorstehen im Trockentraining sicher gefestigt. Trotz der gewissenhaften Vorbereitungen war ich mehr als angenehm überrascht. Bei den Quersuchen sieht man Erwachsene die mit der Situation überfordert oft planlos im Feld herumlaufen.

Bei der Kleinen lief es wie immer. Kurz erklärt, warum es wichtig ist mit Gegenwind kreuz und quer zu laufen, nochmal darauf hingewiesen, dass der junge Hund schnell angerannt kommt, wenn er sieht, dass man wegläuft und schon hatten wir eine Quersuche vom feinsten.

Kleine Hilfen gibt es von mir durch ein Walkie Talkie welches Carolina immer in der Tasche hat wenn ich nicht in der Nähe bin. Nach ein paar Trainingstagen hätte ich sehr vieldarauf gewettet, dass die beiden leicht in der Lage sind eine Anlagenprüfung mit Bravour zu bestehen.

Wir sind immer noch sehr fleißig und uns fehlt zur Feld Wasser nur noch die Arbeit mit der Ente, um die beiden auf ein solides Feld Wasser Prüfungsniveau zu bringen. Mit dem Carolina und ihrer jungen Hündin Lotta zu arbeiten ist mir eine große Freude und Bereicherung. Es zeigt sehr erfrischend, dass Hundeausbildung kinderleicht ist, wenn man sich mit gesundem Menschenverstand und Enthusiasmus dem Thema widmet.

Einzig der Gedanke, dass die beiden wahrscheinlich nicht die Chance bekommen werden die Früchte ihrer gemeinsamen Entwicklung durch das Ablegen einer Prüfung zu ernten stimmt mich traurig.

Ein Beitrag von

Hundeabrichter Uwe Heiss, Salzburg

2021-03-10T15:48:49+00:00
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