Sieben Fragen an die Botschafterin der Nachhaltigkeit
Von der Landesausstellung bis zum Dürrenstein
Wie sind Sie zu diesem Beruf – Naturvermittlerin - gekommen?
Nach Absolvierung meines Studiums „Umweltpädagogik“ „Am Grünen Berg“ las ich 2014 die Stellenausschreibung mit dem LFI Zertifikats zur Natur- und Landschaftsvermittlerin. Diese Position war im Zusammenhang mit der Vorbereitung zur Landeausstellung 2015 zu sehen. Das Thema der Ausstellung war: „Der Ötscher, die Alpen und wir!“ Im Zuge dessen wurde auch die Ötscher-Basis in Wienerbruck errichtet. Während der Landesausstellung vermittelte ich geschätzte 1.000.000 Besucherinnen und Besucher die Natur.
Über diese Anstellung kam ich dann schließlich zur Fixanstellung im Naturpark Ötscher-Tormäuer. Zu Beginn war dies ein Engagement eher im Umfang eines Studentenjobs mit 10 Wochenstunden. Nun, rückblickend betrachtet, es ist jetzt meine 9 Saison, wurden die Aufgabengebiete immer mehr und mehr und damit auch die Wochenstunden.
Was macht die Faszination „Naturvermittlerin“ aus?
Die Faszination wird dadurch begründet, dass ich mit sehr vielen Leuten, aus den verschiedensten Bereichen arbeiten darf. Das Spektrum reicht von Schülerinnen und Schüler, über Studierende, Wissenschaftler bis hin zu Betriebsausflügen und Landwirte und genau so breit ist auch die Palette an Themen, die vermittelt werden. Mein Ziel ist dabei immer meine eigene Faszination für die Natur auch auf die Gäste zu übertragen.
Jeder Tag ist einfach nicht mit einem anderen vergleichbar. Dies ist einfach vom Wetter abhängig, aber auch vom unterschiedlichen Publikum!
Welche Arbeits/Geschäftsfeldschwerpunkte hat der Naturpark?
Naturparke gibt es europaweit. Gleich ist, dass jedem ein Naturschutzgebiet zugrunde liegen muss. Bei uns ist dies das Landschaftsschutzgebiet Ötscher – Dürrenstein.
Das „Prädikat“ Naturpark besteht nicht nur aus dem Schutz der Natur, sondern auch aus dem Schutz der Kulturlandschaft, also auch von Gebieten, welche durch den Menschen bewirtschaftet werden.
Wie gesagt solche „Prädikate“ gibt es in ganz Europa, welche durch vier Säulen gekennzeichnet sind: Bildung, (Natur) Schutz, regionale Entwicklung und Erholung!
Ziel ist es, dass alle vier Elemente gleichgewichtet und umgesetzt werden.
Der Maschanzker - Apfel und der Klimawandel
40.000 und die Natur
Lieblingsaufgabe(n) der Berufsausübung?
Da ich Umweltpädagogin und Biologin bin, mag ich sehr gerne mit Schulgruppen unterwegs zu sein. Auch begleiten wir Schulen im Naturschutzgebiet in Form von Projekten, die wir gemeinsam umsetzten.
Zwischen 1.500 bis 2.000 Schüler aus allen Teilen des Bundesgebiets werden ebenfalls im Rahmen deren Besuchs vor Ort von uns betreut. Mit den Wandergästen kommen insgesamt pro Jahr ca. an die 35.000 bis 40.000 Besucherinnen und Besucher zu uns.
Wie wirkt sich der Klimawandel im Naturpark aus?
Natürlich hat der Klimawandel auch bei uns schon seine Auswirkungen gezeigt: extreme Trockenheit, Extremwetterereignisse, wie Starkregen, Sturm etc.
Natürlich wird es auch wärmer, dadurch ändert sich auch die Vegetationsperiode. Diese wird bei uns länger und wir haben die Chance die Wirtschaftsweisen zu ändern. Gemeinsam mit der Landwirtschaft versuchen wir verschiedene Obst- und Gemüsesorten anzubauen, um herauszufinden, welche Sorten hier in dieser Lage am geeignetsten sind. Auch kommen natürlich die alten regionalen Sorten wieder zum Tragen: z.B. der „Annaberger Maschanzker“ (Apfelsorte).
Auch arbeiten wir mit der „Arche Noah“ in Schiltern eng zusammen, um altes Saatgut, aber auch alte Obstsorten zu erhalten.
Ein Problem ist natürlich besonders der Winter, da die Tage mit einer geschlossenen Schneedecke weniger werden, aber auch die Schneemenge an und für sich.
Dies spielt eine nicht unerhebliche Rolle beim Tourismus und für die Almen, die dann ohne Schmelzwasser sind. Wir sind auch eine ausgewiesene „KLAR! - Klimawandelanpassungsmodellregion“, welche die Aufgaben hat, sich auf die unausweichlichen Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten.
Die Jagd und der Ötscher
Kommunikation ist das Geheimnis
Naturpark und Jagd, wie wird dies gelebt, gibt es da Berührungspunkte?
Wir haben natürlich mit den Grundbesitzern und den Jagdausübungsberechtigen einen institutionellen Kommunikationsaustausch. Auch gab es einen Managementplan 2017 bis 2019, wo gemeinsam Ziele erarbeitet wurden. Ein Ziel war es, dass alle Schulen im Gebiet des Parks „Naturparkschulen“ werden sollen. Also, die Schulen in Annaberg, Mitterbach, Puchenstuben und Gaming sollten sich diesem Prädikat widmen bzw. es umsetzten.
Andere Zielen waren die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und die notwendigen Maßnahmen dazu.
Der gesamte Naturpark wird ganz normal forst- und jagdwirtschaftlich, und ohne Einschränkungen, genutzt.
Wünsche für die Zukunft?
Persönlich wünsche ich mir, dass diese positive Entwicklung im Naturpark, welche nach der Ausstellung im Jahre 2016 begonnen hat, so weiter geht. Im Moment setzen wir unseren 2 Jahresplan für die Klimawandelanpassung um, welcher natürlich wieder auf eine breite Basis gestellt worden ist. Wobei wir natürlich auch EU und Bundesmittel in Anspruch nehmen. Nach dieser Umsetzung werden wir wiederum einen Maßnahmenplan gemeinsam ausarbeiten und diesen versuchen auch wiederum gemeinsam umzusetzen.
Ein zentrales Ziel für die Zukunft ist die Vermittlung eines „naturverträgliches Verhaltens“. Dies geschieht im Vorfeld, als auch vor Ort. Die Ziele werden natürlich auch in Zusammenarbeit mit der Jagd und dem Forst erarbeitet. Sollte z.B. ein Gast für dies Region buchen, sollte er oder sie schon im Vorfeld auf humorvolle Art vermittelt bekommen, wie oder was man in der Natur machen kann, und was nicht!
Ähnlich den „Gipfel-Knigge“ in Deutschland, aber nicht moralisierend, sondern begründet warum bzw. welche Auswirkungen das Verhalten in der Natur bewirkt!
Liebe Frau Weirer!
Danke für das aufschlussreiche und interessante Interview und noch viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Ziele!
Waidmannsheil,
Ihr
Gerhard Amler
P.S.: Bilder wurden von Naturpark Ötscher-Tormäuer zur Verfügung gestellt (
LINK)!