Viel wird geschrieben und diskutiert, wo denn die Grenze einer technischen Unterstützung, zu der zum Ersatz von handwerklichem Wissen und Erfahrung
Maßhalten, noch immer aktuell
Ein Extrem bleibt ein Extrem
Viel wird geschrieben und diskutiert, wo denn die Grenze einer technischen Unterstützung, zu der zum Ersatz von handwerklichem Wissen und Erfahrung gezogen wird. Ich glaube, dass das jeder für sich es zu entscheiden hat, wie sie oder er mit den technischen Möglichkeiten der diversen Entwicklungen umgeht. Wobei ein „Maßhalten“, was schon im Altertum eine Art lebensphilosophische „Goldene Regel“ war, noch heute Gültigkeit besitzt!
Eine Maxime wäre hier ebenfalls noch in diesem Zusammenhang anzuführen: Extreme sind und bleiben Extreme und stellen Extrasystolen im Vergleich zum Normalen zum gelebten Durschnitt dar.
Kieme und Korn
Dem Schöpfer nahe
Der eine Extremwert wäre, so man noch über Kieme und Korn oder mit einer 4-fachen Vergrößerung, mit einem 1 Absehen versucht, das Wild waidgerecht auf große Distanzen zu bejagen. (Sicher, mit einer permanenten Übung wäre das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit möglich.)
Das andere, technisch überbordende Extrem wäre, wenn man unmittelbar nach der Jagdprüfung in das nächste Jagdgeschäft stürmt und sich mit allen elektronischen Hilfsmöglichkeiten ausstattet und sich selbst dadurch der Möglichkeit des Erlernens des Handwerk Jagd beraubt. Kein Abschätzen, keine Idee, was eine Innen- oder Außenballistik ist, welche Rolle die Auftreffenergie und die Waidgerechtigkeit gemeinsam haben, was Traditionen sind und was Eigenverantwortung im Jagdbetreib bedeutet. Keine Ehrfurcht vor dem Mitgeschöpf ist die Folge, was am Ende aber auch die Berechtigung zum Jagen in Frage stellt!
Wie gesagt, es muss jede für sich entscheiden, was und wie man die technischen Möglichkeiten nutzt!
Verschmelzung von digital und analog
Handwerk Jagd 2.1
Aber gerade dieses „Verschmelzen“ kann auch eine Chance, eine Herausforderung im Sinne „pro“ Jagd sein.
Wenn sich ein globaler Player der Optikherstellung- und Entwicklung, wie SWAROVSKI Optik (
LINK) Gedanken macht, fernoptische digitale Produkte zu generieren, die die Sicherheit und die Waidgerechtigkeit erhöhen, ist dies ein Zeichen, dass in Tirol die Ära „Handwerk Jagd 2.1“ angebrochen ist.
Welche Funktionalität für eine Jägerin oder einem Jäger wichtig ist, das entscheidet jeder selbst. Ein klassisches, rein analoges Fernglas oder Zielfernrohr kommt deshalb selbstverständlich ohne hochtechnologische Zusatzfunktionen aus. Jedoch erleichtern erweiterte, digitale Funktionen wie Entfernungs- und Winkelmesser sowie die Anzeige des korrekten Haltepunktes den jagdlichen Alltag und geben Sicherheit in Momenten höchster Konzentration.
Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen in das
ds 5-25x52 P (I. Generation). Auch dieses Glas wurde nun weiterentwickelt: Generation II. (
LINK).
Zuerst fielen einfach das Gewicht und die Dimension des Zielfernrohrs ins Auge. Aber, aufgrund der Vergrößerung bis 25x könnte man bei ausgedehntem Pirschen auf eine Spektiv verzichten, was wiederum eine Gewichtseinsparung und ein schnelleres Ansprechen bedeutet.
Zurück zu meinem dS:
Auf ging es nach Melk, wo mir ein sehr guter Bekannter das Zielfernrohr mit meiner App verband und im Anschluss das Gewehr eine
Blaser R8 Success (
LINK) im Kaliber 300 wsm einschoss. Zu einem späteren Zeitpunkt konnte ich mich in Wr. Neustadt auch auf 200 und 300 m davon überzeugen, dass ein Schussbild „Loch in Loch“ leicht zu realisieren war
https://jagd-portal.at/wp-content/uploads/2022/09/K20_dS_Icons_App-218x300.jpg
Die Schätzung wird zur präzisen Berechnung
Die Waidgerechtigkeit erfährt digitale Unterstützung
Dieses Glas, speziell das
ds Generation II, bietet darüber hinaus die Möglichkeit, ballistisch relevante Daten im Display anzeigen zu lassen:
- die Geschwindigkeit des Geschosses am Zielpunkt,
- die Flugdauer des Geschosses bis zum Zielpunkt,
- die Auftreffenergie der Kugel am Ziel oder
- die eingestellte Windgeschwindigkeit kann eingeblendet werden.
Anders formuliert weichen nun die Schätzungen einer präzischen Berechnung, was nur im Sinne einer gelebten Waidgerechtigkeit nur zu begrüßen ist.
Aus der Jagdpraxis heraus gesprochen, gibt es viele Situationen, in welchen es gilt, sich schnell zu entscheiden. Durch die hohe Vergrößerung und die eingeblendeten Informationen im Display des Zielfernrohrs, wird diese Entscheidung erleichtert. Auch, wenn der Finger gerade bleibt, wenn das Stück nicht passt…
Tipp:
So, wenn Zeit ist, sollt man vor dem Schuss einfach für sich selbst die Entfernung und den Haltepunkt aus dem handwerklichen Fundus heraus definieren. Dann drückt man gelassen auf dem Knopf am
dS und manchmal kommt man ins Staunen!
Waidmannsheil,
Ihr
Gerhard Amler