Es gibt viele Themen und Facetten der Jagd, die geeignet sind zu polarisieren. Ein Thema, nämlich das des „Klimawandels“, steht außer Diskussion!
Klimawandel bedeutet Jagdwandel
Asphalt, Dunkelbrücken und Gardinen
Es gibt viele Themen und Facetten der Jagd, die geeignet sind zu polarisieren. Ein Thema, nämlich das des „Klimawandels“, steht außer Diskussion! Was bedeutet dies aber für die Jagd und für das Wild?
Nun, durch die hohen Temperaturen – Waldboden ist mittlerweile so heiß wie Asphalt - die Fichtenmonokulturen und der Appetit des Borkenkäfers, sind große Waldflächen verschwunden oder mutierten zu „Totholz“.
Daher sind Maßnahmen, wie:
- eine natürliche Verjüngung
- klimafitte Mischbaumarten und
- Regulierung des Wildbestands
unumgänglich.
Das Wild reagiert u.a. so, dass altgewohnten Äsungsflächen nicht mehr angenommen werden, der Auszug unterbleibt und die natürliche Verjüngung wird zu Hauptnahrungsquelle.
Dies steht im diametralen Widerspruch zu Bestrebung des Umbaus zu einem baumarten- und strukturreichen Dauerwald. Ziel ist es u.a. zu mindestens einen zwei Schichten Wald heranwachsen zu lassen. Also, eine gesunde und flächendeckende Naturverjüngung in Kombination mit Altholzbestand.
Dies funktioniert nur dann auf Dauer und nachhaltig, wenn eine adäquate Wildbestandregulierung als flankierende Maßnahme praktiziert wird.
Wo bereits kein Wald mehr besteht, ist die Wiederbewaldung und Schutz des Waldes sehr aufwendig! Hinzu kommt, dass durch das Wegfallen der Bäume plötzlich Licht auf den Boden kommt und damit Himbeeren und Brombeeren praktisch explosionsartig wachsen. Das Wild zieht sich in dieses blickdichte Unterholz zurück und hat dort Deckung und Äsung. Dort ist es aber schwer bis gar nicht mit herkömmlichen Methoden zu bejagen ist.
„Dunkelbrücken“, also jüngerer, meist dichter Baumbestand, ermöglichen es dem Wild, unbemerkt beim Jäger , welcher auf dem Ansitz dem Jagdglück entgegenfiebert, vorbei zu ziehen. In Verbindung mit dem „Gardinenverhalten“ bleibt der Jagderfolg im Umfeld von Schlägen oder Wiesen im Wald meist aus.
Der Begriff „Gardinenverhalten“ beschreibt das Verhalten des Wildes, insbesondere das des Rotwilds, welches ungefähr eine halbe Baumlänge hinter dem Waldrand verharrt und eine geraume Weile die Fläche jenseits des Waldrandes beäugt und sichert. Speziell ältere Stücke sind sehr misstrauisch und erfahren und treten nicht aus, wenn nur die geringste Kleinigkeit nicht passt!
Noch dazu kommt ein Lernverhalten des Wildes: Auch wenn der Hochstand nicht besetzt ist oder gar stillgelegt wurde, die Reviereinrichtung ist immer noch einen „Blick“ wert!
Neue Wege in der Jagd
Eine Möglichkeit: der flexible Sitz in luftiger Höhe
Was ist nun zu tun, um den klimatischen Wandel, den Wald und das Wild in ein Harmoniegefüge auf Augenhöhe zu integrieren?
Bewegungsjagden, verstärkter konventioneller Ansitz am Hochstand oder gibt es da noch etwas?
Nun, vorneweg, nicht alles, was über den „Großen Teich“ kommt, ist in Europa willkommen und anwendbar. Zumal manchmal die Tradition und das Gedankengut in Europa kontinental und sehr traditionell sind!
Eine „Sache“ aber taucht immer wieder in Journalen und Foren auf: der Klettersitz!
Zugegeben im ersten Moment löst das Thema Ablehnung und Unbehagen aus. Warum? Nun, ich denke da an einige Jägerinnen und Jäger bzw. an deren sportlich Elastizität und an deren „Hunger" auf etwas Neues!
Aber diese mobile Reviereinrichtungen, welche faszinierende, und mit traditionellen Einrichtungen nicht realisierbare Jagdmöglichkeiten eröffnet, hat bestechende Vorteile.
Durch ein richtiges Positionieren in luftiger Höhe, bis zu 15m und mehr, in der Nähe von Dunkelbrücken, im Unterholz und im „Gardinenstreifen“ (eine halbe Baumlänge vom Waldrand) bleibt der Jagderfolg auch nicht aus!
Die mobile Baum Jagd und die Eule
Bodenblick und Panorama
Was sind nun die offensichtlichen Plus des Klettersitz?
- Mobilität und ein unschlagbares Kosten – Nutzenverhältnis
- Euleneffekt: man sieht nahezu 360 Grad und auch früher das anwechselnde Wild
- Uneingeschränkten Panoramablick: weder Unterholz noch Buschwerk engen das Blickfeld ein
- Olfaktorische Neutralität und Unsichtbarkeit, da man in dieser Höhe nicht in den Wind kommt und auch optisch nicht wahrgenommen wird, da das Wild „bodenblickfixiert“ ist
- Interne Erweiterung des Jagdgebiets: durch den Einsatz an Stellen im Revier, die nicht mit den herkömmlichen Reviereinrichtungen bejagt werden konnten, ergeben sich natürliche Erweiterungsmöglichkeiten
- Kugelfang ist Programm: aufgrund der Höhe, von welcher der Schuss abgegeben wird, ist das Ende der Flugbahn der Boden. Also eine Erhöhung der Jagdsicherheit und der Gesundheit des Nachbarschützen.
- Hoher Erfolg bei Bewegungsjagden: durch das Aufstellen an für das Wild unerwarteten Stellen, wird das Jagdglück direkt eingeladen
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Rezept für den Jagderfolg
Von der Trillerpfeife bis zur Handsäge
Tipps bei und vor der Anwendung:
- Check der Ausrüstung vor der Anwendung
- Sitz so zu verzurren, dass dieser beim Transport nicht „klappert“
- Vor dem Ausgang und Aufbaumen, wie beim Bergsteigen, einer zweite Person von dem Vorhaben genau informieren (wo, Zeitplan etc.)
- Klettergurt schon zu Hause anlegen und das Aufsuchen der Toilette
- Signalpfeife und Handy im „Außenbereich“ der Kleidung
- Eine lange Handsäge (Klappsäge), die an einem Gummiband befestigt ist unbedingt mitnehmen
- Vor dem Aufbaumen gleich final anziehen, nicht erst „oben“
- Signalband oberhalb des Standes anbringen: erleichtert die Nachsuche, da der Baum eindeutig definiert werden kann
- Nach dem Schuss: Merken oder notieren (mittels Handys): Richtung und geschätzte Entfernung
- Herantasten an die Höhe: nur durch stetiges und Wiederholen wird das Vertrauen in die Ausrüstung begründet. Nur dieses Vertrauen garantiert, dass man mit der Zeit „luftige Höhen“ mit dem Klettersitz erreichen wird können
- Lernen Sie von den Experten, bilden Sie sich fort und bilden Sie sich eine Meinung bevor Sie einen Kauf tätigen
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Beim Baumprediger Bernhard
Der "Funcke" springt über
Wer sich eine Meinung bilden will, ob der Klettersitz für einen geeignet ist, und warum die Jagd sich ändern wird müssen, sollte einen Workshop der Österreichischen Bundesforste besuchen (
LINK).
Hier kann man aus einem jahrelangen Erfahrungsfundus Informationen abschöpfen, sich selbst am Baum ein Bild machen und den ein oder anderen Gedankenanstoß für die Jagd mitnehmen.
Bernhard Funcke, „Baumprediger“ und glühender Verfechter des Klettersitzes, vermittelt mit viel verständlicher Kompetenz und pointiert, nicht nur die Beweggründer und Notwendigkeit des Einsatz des Sitzes, sondern strahlt auch bei der praktischen Übung eine Ruhe aus, die so manche Zweifel und Ängste vor der Höhe zerstreut.
Obwohl, „hinauf“ muss man schon selbst, da geht kein Weg daran vorbei und es macht auch einen Unterschied, ob man in 5 Meter Höhe sitzt oder in 15 Meter. Hier hilft nur die stetige Übung, das Vertrauen in das Material und in die richtige Handhabung!
Für eine Erstinformation schauen Sie sich bitte die Videos an:
- Mehr Wissen, mehr sehen(LINK) und
- Der Klettersitz in der Praxis (LINK)
Für weitere Fragen und Tipps bzw. Anmeldungen zu nächstem Kurs, bitte schreiben Sie bitte an
"waldviertel-voralpen@bundesforste.at"!
Vielen Dank!
Vielleicht springt der „Funcke“ der Begeisterung und Notwendigkeit für den Klettersitz über!
Waidmannsheil,
Ihr
Gerhard Amler
P.S.: Der Workshop hat viel Spaß bereitet und mein jagdliches Wissen sehr bereichert! Herzlichen Dank an Bernhard Funcke und Andreas Duscher, auch für die Fotos!