Die Jagd und die Famile Nagy sind untrennbare Begriffe.
Die Jagd und die Familie Nagy sind untrennbare Begriffe. Wie hat denn so alles seinen Beginn gehabt?
Angefangen hat das mit meinem Großvater in Gutenstein im Klostertal, wo die Familie Nagy quasi jagdlich aufgewachsen ist. Mein Vater hat dann diese Jagd übernommen, also die 2. Generation. Ich selbst habe die Jagdprüfung im Jahr 1972 abgelegt, das ist die 3. Generation. Mein Sohn ist natürlich in der Zwischenzeit ebenfalls ein Jäger geworden, die 4. Generation. Worauf ich aber besonders stolz bin, ist, dass auch mein 5jähriger Enkelsohn bereits begeisterter Jagd-Mitgeher ist und unbedingt auch einmal dieses Handwerk ausüben möchte.
Zurück zur Jagd im Klostertal:
Wie gesagt, mein Vater übernahm dieses Revier von seinem Vater und ich weiterer Folge wieder von Ihm. Die Bundesforste haben dann die ganze Fläche in Pirschbezirke umgewandelt. Dies war für mich nicht mehr tragbar und ich stieg aus.
Ich habe dann eine andere Jagdmöglichkeit gesucht und habe von der Gemeinde Wien am Schneeberg auf der Nordseite auf 4 Jahre den Abschuss genommen und bin jetzt die zweite Periode in Miesenbach bei einer Genossenschaft Pächter und bin im Moment am Überlegen, ob ich die Jagd wieder 9 Jahre übernehmen werde.
Ist für Sie die Jagd in der heutigen Form noch aktuell?
Ich gehe, wie gesagt seit 1972 jagen. Bis heute hat sich sehr viel verändert. Nachhaltigkeit, Hege und Pflege sind in der heutigen Zeit nicht mehr gefragt. Es ist auch so, dass seitens der Grundbesitzer ein gewisser Druck betreffend der Abschusserfüllung zu verspüren ist.
Man muss sich überlegen, ob man das will, denn die Jagd bedeutet Arbeit, viel Arbeit!
Früher war auch das einfacher, man hinterlegte den Pachtschilling und ging mehr oder weniger druckfrei jagen. Ohne Zurufe der Grundeigentümer oder anderer Naturnutzer.
Heutzutage verpachten die Grundbesitzer an Pferde-, Schaf- und Kuhzüchter jede nicht selbst genutzte Wiese. Die Wanderer gehen so und so zu jeder Tages- und Nachtzeit herum und Mountainbiker sind sowieso allgegenwärtig.
Ferner wird alles eingezäunt. Es stellt sich daher die Frage, wo gehe ich denn wirklich jagen?
Wo ist denn für Sie persönlich die Grenze bei der Anwendung der Technik in der Jagd?
Sie sprechen da eventuell Nachtsichtgeräte an. Ich persönlich habe das Problem, dass ich in der Nacht schlecht sehe. Außerdem gehe ich prinzipiell nicht in der Nacht jagen.
Mir ist aber vollkommen klar, dass es mancherorts nicht anders funktioniert, als in der Nacht. Zumal auch die Wirtschaft Produkte auf den Markt bringt, die dies ermöglichen. Ich für meine Person will das nicht, kann damit auch nicht umgehen, bin es auch einfach nicht gewohnt und lehne es auch einfach als traditioneller Jäger ab.
Schalldämpfer würde ich befürworten. Allerdings sollte man sich eine Waffe kaufen, an der der Schalldämpfer permanent montiert ist. Ältere Waffen haben natürlich auch alte Läufe bzw. ist die Reinigung ein Thema. Noch dazu kommt, wenn ich einen Schalldämpfer heruntergebe und dann wieder montiere, verändert sich die Treffpunktlage. Lasse ich den Dämpfer oben, ist das Gewehr ca. um 5 cm zu lange und passt nicht in ein Waffenfutteral, geschweige denn, dass das Gewehr für einen Waffenkoffer geeignet ist. Daher haben die Mitarbeiter der Gemeinde Wien und die der Bundesforste Waffen mit kürzeren Läufen.
Die Prädatoren kommen zurück. Welche Meinung haben Sie zu diesem Thema?
Ich selbst war in Alaska auf Wolf jagen und habe auch das Heulen in Grönland gehört. Kurz, der Wolf ist ein sehr spannendes Tier.
Aber in unserem klein strukturierten Niederösterreich hat der Wolf nichts verloren. Es sind ja auch nicht wir Jäger alleine, die Bedenken gegenüber dem Wolf äußern. So sind auch die Schaf- und Rindzüchter gegen die Ansiedlung. Es verhält sich halt genauso, wie wenn bei uns ein Bär Bienenstöcke ausrauben würde.
Wir sind halt weder in Schweden noch in Finnland, sondern eben in Niederösterreich.
Ich hatte gestern einen Riss bei uns im Revier. Ein älterer Rehbock, in guter Kondition, aber er wurde gerissen. Wir hatten schon einige solche Vorfälle, wobei ich nicht sagen kann, ob es der Goldschakal oder der Luchs war. Die Stücke waren immer schon zu stark angeschnitten um eine korrekte DNA Probe nehmen zu können. Aber irgendetwas ist da.
Sie sind auch Präsident des „Verein Grünes Kreuz“, der 1905 durch Erzherzog Franz Salvator von Habsburg-Lothringen gegründet worden ist. Betrachten Sie diesen Verein noch als zeitgemäß bzw. welches Selbstverständnis hat denn der Verein?
Der Verein ist sehr wichtig, da wir Menschen helfen, die in Not geraten sind und natürlich auch die Jagd in der Öffentlichkeit präsentieren. So unterstützen wir auch die Berufsausbildung, forcieren Öffentlichkeitarbeit, was sehr wichtig ist. Ball und Jägermesse sind ein starkes Zeichen in der Öffentlichkeit für die Jagd und sind auch schon Tradition. Daher soll und muss es den Verein weiter geben.
Der Jägerball in der Hofburg ist „das“ gesellschaftliche Ball Ereignis in jeder Saison. Was bedeutet diese Veranstaltung persönlich für Sie?
Für mich persönlich bedeutet das sehr viel, da ich beim Jägerball in den Sophiensälen meine Frau kennen gelernt habe. Wir sind seit dieser Zeit auf jedem Jägerball gewesen. Ich liebe an diesem Ball die ungezwungene Atmosphäre und auch die legere Kleidung. Auch die Jugend geht lieber auf den Jägerball, anstatt auf einen Ball, wo Frack oder Smoking zu tragen sind.
Ganz stolz sind wir natürlich auch darauf, dass immer mehr und mehr Jagdkartenbesitzer unseren Ball besuchen.
Einige sagen, dass der Ball keine Werbung für die Jagd sei. Trotzdem bin ich der Meinung, dass dieser gut für die Jagd und die Jäger ist.
Wir bekennen uns zur Jagd und verstecken uns nicht. Bis auf ein paar wenige, kleinen Demonstrationen wird der Ball voll akzeptiert. Durch die Verlegung des Parlaments in die Hofburg, haben wir zwar 600 Besucher verloren, aber ich bin voll davon überzeugt, dass der Ball wieder ausverkauft sein wird.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft a) der Jagd und b) für den „Verein Grünes Kreuz“?
Was ich mir für die Jagd wünsche?
Ich sehe die Jagd als Verantwortung und auch als Entspannung. Dies hat sich in letzter Zeit etwas geändert, nicht zuletzt auch durch die Prädatoren. Aber auch bei den Genossenschaftsjagden sollten die Grundbesitzer ein wenig auf uns Jäger eingehen und uns helfen. Auch die Behörden sollten nicht nur auf die Zahlen schauen, sondern ebenfalls die Jagd unterstützen. Ich selbst bin in einem Revier, wo viel Rotwild ist. Seitens der Bauern wird natürlich verlangt zu schießen. Jetzt hat vielleicht der erlegte Hirsch ein Jahr zu wenig und man wird bestraft.
Die Behörde empfiehlt auch Kirrungen. Nun, ich habe drei Kirrungen bewilligt. Bei der ersten sind das ganze Jahr Schafe, bei der zweiten sind die Pferde und bei der dritten sind die Kühe. Wer braucht da noch eine gemeldete Kirrung?
Zur zweiten Frage:
Wir veranstalten ein Erntedankfest im Augarten, eine Jägermesse und die Grüne Akademie. Also wir versuchen sehr viel positive Öffentlichkeitsarbeiten zu machen. Wichtig ist aber, dass diese Botschaft auch von der urbanen Bevölkerung wahrgenommen wird. Wir versuchen einfach für ganz Österreich eine positive Werbung für die Jagd zu machen.
Sehr geehrter Herr Bezirksjägermeister!
Danke für das Interview und weiterhin ein kräftiges Waidmannsheil!
P.S.: Wer die sozialen Projekte des „Verein Grünes Kreuz“ unterstützen will, kann dies gerne tun.
Hier ist der IBAN für das Konto, welches auf „Grünes Kreuz“ lautet:
AT84 1100 0004 3252 2102
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!