Ich bin seit frühester Kindheit mit der Jagd verbunden, da mich mein Vater immer mit in das Revier genommen hat. Selbst mit 75 Jahren ist er heute noch immer aktiver Jäger. Als ich zur Welt kam, war er schon lange Zeit Jäger. Daher habe ich sehr früh sehr viel von ihm gelernt und gesehen. Es war für mich selbstverständlich, dass ich nach der Matura die Jagdprüfung ablegen werde.
Seither übe ich die Jagd aktiv und begeistert aus und gehöre auch der örtlichen Jagdgesellschaft an. Leider bin ich aufgrund meiner Funktion jetzt weniger auf dem Hochstand zu finden, dafür aber in so mancher Sitzung, was natürlich im Moment wichtiger ist.
Als ich ab September 2017 die Funktion, nach der interimistischen Ausübung, fix übernahm, zeigte sich ein sehr uneinheitliches Bild innerhalb der Jägerschaft. Hier war es so, dass der Norden des Bundeslandes gegen den Süden arbeitete und umgekehrt.
Wir haben uns daher das Ziel gesetzt, wieder eine Einigkeit innerhalb der Jägerschaft zu schaffen. Mit ist schon klar, dass es aufgrund der geographischen Lage, Landschaft bzw. Fauna andere Anforderungen im Norden als im Süden des Landes gibt. Aber wenn die ca. 7.000 Jägerinnen und Jäger gegeneinander arbeiten, ergibt dies keinen Sinn. In der Zwischenzeit, so glaube ich, ist uns die Einigkeit schon ganz gut gelungen.
Meine Stellvertreterin z.B. ist aus dem Süden des Landes, ich selbst stamme aus dem Norden und das dritte Vorstandmittglied kommt aus der Mitte des Landes. So haben wir einen Bezug zum ganzen Land hergestellt. Dadurch können wir auch in den verschiedenen Besprechungen die diversen regionalen Anforderungen einfließen lassen und harmonisieren.
Auch das Thema „Angleichung der Schusszeiten“ für bestimmte Schalenwildarten ist ein weiterer Schwerpunkt:
Das Burgenland ist ja ein schmaler Korridor zwischen NÖ, der Steiermark und Ungarn. Wenn z.B. ein Hirsch in Ungarn steht, ist dieser innerhalb von zwei Stunden in der Steiermark. Da es aber von Land zu Land verschiedene Schusszeiten gibt, ist es ein wichtiger und ein sensibler Punkt, dass die Schusszeiten angepasst und aufeinander abgestimmt werden. Daher haben wir auch schon Gespräche mit den Ungarn dahingehen geführt. Die Bereitschaft ist da, aber es wird noch ein wenig dauern.
Aber nicht nur beim Rotwild gibt es da einen Bedarf der Koordination, sondern auch bei den Gänsen.
Am Ende des Tages geht um die Schadensvermeidung!
Keinesfalls! Leider fehlt in der Bevölkerung das Bewusstsein, wie die Abläufe in der Natur sind. Betreffend Ruhezeiten oder Äsungszeiten, denkt ja der Radfahrer überhaupt nicht nach, was er durch sein Auftreten verursacht, speziell zu Zeiten, an welchen das Wild gerne zur Äsung austritt.
Ich habe nichts dagegen, wenn man sich an die erlaubten Wege hält. Wir haben ein sehr dichtes Wegenetz im Burgenland. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Jäger die einzigen sind, die für ihre Naturnutzung auch bezahlen!
Ein praktisches Beispiel: Die Güterwegewege wurden aus Mitteln der Landwirtschaft, aus Mitteln des Jagdpachtes und natürlich auch aus Fördermitteln des Landes befestigt bzw. asphaltiert. Als dann der Radtourismus modern wurde, hat man entschieden, dass man diese Wege auch als Radwege nutzen darf.
Heute ist es bereits so weit, dass, wenn ich mit dem Traktor auf dem Güterweg fahre, ich selbst bin Winzer, so mancher Radfahrer mir sehr unangenehm entgegentritt.
Dort fehlt einfach das Bewusstsein, dass primär diese Wege für die Erschließung der landwirtschaftlichen Flächen gebaut und finanziert wurden. Erst in zweiter Linie dürfen diese Wege als Radwege mitbenutzt werden. Aber die Radfahrer glauben, dass sie einen alleinigen Rechtsanspruch auf die Benutzung haben.
Daher versuchen wir auch in der Öffentlichkeit diese vorherrschende Meinung zu ändern. Wir benutzten ja die Wege auch dann, wenn wir notwendige Revierarbeiten zu erledigen haben, also bei der Wasserausbringung im Sommer oder beim Beschicken der Fütterung im Winter. Dennoch herrscht die Meinung vor, dass die Jäger nicht auf die Güterstraßen hingehören.
Also bei mir persönlich liegt die Grenze sehr, sehr tief. Ich finde es interessant und herausfordernd, einem Stück Wild sehr nahe zu kommen. Bei mir im Revier ist die Landschaft „brettleben“. Daher ist das Wild, unsere Hauptwildart ist das Reh, in der Lage, einen Jäger bereits auf weite Distanzen zu eräugen. Man muss früh vor Ort sein, sich auskennen und auf die jagdlichen Kleinigkeiten achten.
Ich erlege alle meine Stücke in einer Distanz zwischen 70 und 150 Metern. Das ist für mich interessanter, als auf einem Hochstand zu sitzen und auf 300 oder 400 Meter zu schießen!
Grundsätzlich ist das neue Jagdgesetz nicht schlecht!
Aber es wurde in relativ kurzer Zeit erstellt und es zeigt sich doch, dass es gewisse Kinderkrankheiten hat. Wir haben letzte Woche eine Sitzung mit der zuständigen Landesrätin gehabt und wir sehen, dass in dem einen oder anderen Punkt eine Novelle notwendig wäre.
Wir haben auch bemerkt, dass das Wissen und die Erfahrung der Jägerschaft leider nicht bei der Formulierung angenommen wurden.
Thema Fütterung:
Jetzt ist es so, dass die Behörde die Notzeit verordnen muss. Wer weiß denn von der Behörde, wann Notzeit ist? Der Amtssachverständige kennt das Burgenland nicht bis in das kleinste Detail. Daher war es unser Wunsch, dass die Jäger die Notzeit der Behörde melden könnten. Man kann dies seitens der Behörde ja dann in der Folge überprüfen.
Thema Futtermittel:
Ein weiterer Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass seitens der Behörde vorgeschrieben wird, welche Futtermittel zu verwenden sind. Da hat der Gesetzgeber einfach über das Ziel hinausgeschossen. Ich sehe da in diesem Zusammenhang schon ein wenig eine Anlassgesetzgebung. Natürlich gibt es, so wie in jeder Interessengruppe, schwarze Schafe, aber das ist einfach zu viel.
Thema Abschussplan:
Auch bei der Anordnung des Abschussplanes für das Rotwild wird dieser aufgrund eines Gutachtens eines Amtssachverständigen per Bescheid verfügt, und nicht wie bisher, von Seiten der Jägerschaft definiert.
Bis jetzt sind alleine in den letzten 4 Wochen über 150 Beschwerden beim Landesverfassungsgericht eingebracht worden. Wir sind davon überzeugt, dass das in unserem Sinne behoben werden wird, weil in diesen Bescheiden Fehler sind, die so nicht tragbar sind.
Thema Goldschakal:
Es ist natürlich zu begrüßen, dass der Goldschakal in das Jagdgesetz aufgenommen wurde, aber es gibt keine Schusszeit für diese Spezies. Der Schakal setzt sich durch. Dies belegen auch Zahlen aus Ungarn und NÖ (dort gilt er als Raubzeug). Bei einer Riegeljagd in einem angrenzenden Revier in Niederösterreich wurden letztes Jahr fünf Stück erlegt, d.h. wir haben bereits Rudelbildungen. Wir stehen aber gleichzeitig dem Problem gegenüber, dass sich der Naturschutz gegen eine Schusszeit wehrt.
Thema Großtrappe versus Goldschakal:
Ein äußerst erfolgreiches gemeinsames Projekt zwischen Land, Jägern sowie Land- und Forstwirtschaft war die Wiederansiedlung der Großtrappe. Es wurde viel Geld in die Hand genommen bzw. viel Engagement investiert, um diesen Bestand wieder in die Höhe zu bekommen. Es kam seitens der EU eine Abordnung, um zu sehen, wodurch diese positive Entwicklung begründet ist, da in Bayern ähnlich viel investiert wurde, aber es zu keiner Weiterentwicklung in der Population kam.
Wir haben nun das Problem, dass wir einen weiteren Beutegreifer haben. Ich warte nur noch, bis die erste Trappe getötet wurde, weil dann der Damm gebrochen ist und es sicher zu weiteren Fällen kommen wird. All die Millionen, die da hineininvestiert wurden, sind dann umsonst gewesen.
Der Naturschutz argumentiert, dass ja noch keine Trappe getötet wurde. Darum drängen wir auf eine Schusszeit, denn agieren ist immer besser als reagieren.
Thema Wolf:
Zum Thema Wolf möchte ich nur anmerken, dass das Verhalten dieser gesichteten Tieren relativ ungewöhnlich ist und nicht ihrem Naturell entspricht, wenn sie anscheinend bereits an Menschen gewöhnt sind und die Menschen sehr nahe an sich heran lassen.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich dem Vorkommen aller Tierarten in einem entsprechenden Lebensraum äußerst positiv gegenüberstehe. Allerdings muss man sich die Frage stellen, ob es diesen passenden Lebensraum auch noch heute für sie gibt?
Der Mensch hat bereits sehr einschneidend in die Lebensräume der Tiere eingegriffen und diese auch verändert. Daher ist die Forderung nach einer Fauna, wie vor diesen Eingriffen war, einfach nicht realistisch.
Im nächsten Teil des Interviews erfahren Sie, wie sich der Herr LJM die jagdlich Zukunft vorstellt, was er sich für die Jagd wünscht und welche Qualität die Zusammenarbeit zwischen der Politik, dem Landesjagdverband und den Großgrundbesitzern (z.B. die Esterházy-Gruppe) hat!
Bis dahin ein kräftiges Waidmannsheil,
Ihr
Gerhard Amler