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„LAGUIOLE“ – ein französisches Taschenmesser schreibt Geschichte

März 18, 2019

Je länger man sich mit dem Thema „Jagd“ befasst, desto öfter taucht aus dem geschichtlichen Nebel Unvergängliches auf.

Eines dieser Dinge ist zweifelsohne das typische (Klapp)Messer mit dem Namen seiner ursprünglichen Produktionsstadt: LAGUIOLE in Süd-Frankreich! Immer wieder kann man auf den diversen internationalen Messen verschiedene Händler und Produzenten dieser Rarität sehen. Längst wird es nicht nur in Laguiole produziert.

Was aber macht diese Faszination dieses Messers aus?

Nun, erst einmal die weiche Form des „Doppel-Schwungs“, wenn man das Messer aufgeklappt und arretiert hat. Verschiedenste Materialien (Edelhölzer, Knochen, Metalle, Elfenbein etc.)werden für die Herstellung des Griffs herangezogen.

Kennzeichen: Auf dem Messerrücken ist meistens eine Biene / Fliege, je nach Interpretation, aufgesetzt. Es kann aber auch sein, dass eine Jakobsmuschel den Messerrücken ziert (LINK). Dies kommt daher, dass ein berühmter Pilgerweg neben so mancher Messermanufaktur vorbeiführt.

Für die Theorie Biene spricht, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass Napoleon einst der Stadt kaiserliche Macht verlieh. Für die Theorie Fliege steht, dass dort in der Gegens sehr viel Rinder gezüchtet wurden und es daher viel Fliegen gab.

Die Nieten am Griff. Hier sind diese so angesetzt, dass diese ein Kreuz ergeben. Man erzählte sich, dass dies für die Hirten von Bedeutung war, dass diese abends wenigsten ein Kreuz in deren Mitte hatten.

Die Geschichte:

Ursprünglich wurde das Messer 1829 zum ersten Mal geschmiedet. Ein Vorläufer war das nicht klappbar Messer „Capuchadou“ (LINK). Da die Gegen um Laguiole sehr karg und ärmlich war, verdienten sich die Männer im benachbarten Spanien ein Zubrot und brachten das ein oder andere Klappmesser – „Navaja“ (LINK) genannt mit.

Das „Laguiloe“ ist also eine Kombination aus Capuchadou und Navja. Das erste Entwurf wurde im 19. Jahrhundert von Pierre-Jean Calmels (LINK) entwickelt.

Im Jahr 1840 wurde die erste Ahle oder der Trokar (ein chirurgisches Instrument, das verwendet wurde, um Körperhöhlen zu punktieren und das Leiden von Rindern und anderen Tieren mit Blähungen zu lindern) zu einigen Laguiole-Messermustern hinzugefügt.

Ab 1880 wurden einige Modelle des Laguiole mit einem Korkenzieher ausgestattet, da viele Wanderarbeiter aus dem Aubrac in Pariser Restaurants kellnerten

Nun begann der Siegeszug dieses Messers, Man verlegt aufgrund der großen Nachfrage die Produktion in die Stadt Thiers (LINK), das „Solingen“ von Frankreich.

Erst 1987 wurde das Messer vor Ort wiederbelebt. Jean Louis Costes (LINK), anfänglich ein Kellner in Paris, welcher nach und nach ein erfolgreicher Gastro-Unternehmer wurde, beauftragte den damals aufstrebenden Designer Philippe Starck (LINK) nicht nur mit der Gestaltung seiner Lokale, sondern auch mit der des Designs des Messers.

Da die Gemeinfreiheit (LINK) gilt. Kann man den Namen „Laguiole“ nicht rechtlich schützen. Aber, in Zukunft wird es eine Kennzeichnung geben, die nur die Messer, welche auch in Laguiole gefertigt werden, tragen dürfen.

Es gibt ungefähr 130 Messerhersteller in Frankreich, die dieses Messer fertigen. Lediglich 4 haben ein sehr hohes und ähnliches Niveau:

  • Laguiole en Aubrac
  • Forge de Laguiole
  • Fontenille Pataud und
  • La Coutellerie de Laguiole Honoré Durand.

Während Laguiole en Aubrac (LINK), Fontenille Pataud (LINK) und Honoré Durand (LINK) den Schwerpunkt auf die traditionsgemäße Fertigung klassischer Laguiole-Modelle legen, ist das erst 1987 gegründete Unternehmen Forge de Laguiole (LINK) eher designorientiert.

Forge de Laguiole und Honoré Durand sind Schmieden, die noch direkt in Laguiole fertigen.

Auch werden Essbesteck mit Messern, Gabel, Löffeln und Teelöffeln im typischen Laguiole-Design mit der Biene angeboten. Salatbestecke, größere Messer und Käse-Sets runden das Sortiment ab (LINK).

Tipp:

So Sie die Gelegenheit haben mit einem Fachmann auf einer Messe oder in einem Fachgeschäft ins Gespräch kommen zu können, nutzen Sie dies – Faszination ist garantiert!

Übrigens:

Ein Laguiole soll man nicht zuschnappen lassen, da die Klinge dann auf der Innenseite der Feder aufschlägt, sondern langsam schließen (frz.: „Ressort silencieux vivra vieux“, d. h. „Leise Feder wird lange leben“)!

Waidmannsheil,

Ihr

Gerhard Amler

Literaturnachweis:

  1. Falstaff, Nr 8, 2013, Georges Desrues
  2. Wikipedia (LINK)
2021-03-12T08:16:55+00:00
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