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Wer fürchtet sich vorm (bösen?) Wolf? Und wenn man ihn sieht, was ist zu tun?

Juli 18, 2018

Allgemeines:

Aufgrund einer Sichtung eines Jungtieres im Wiener Wald, einem der meist frequentierten Naherholungsgebiete der Bundeshauptstadt, ergeben sich viele Fragen und viele Emotionen steigen hoch!

Vorneweg:

Dieser Artikel soll einen objektiven Versuch darstellen, richtiges Verhalten bei einer Wolfsichtung zu erklären. Und zwar, von einer unabhängigen Stelle, die bereits fast 14 Jahre Erfahrung mit Wölfen hat: das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ (LINK).

Ich bin auch der persönlichen Meinung, dass die Jägerschaft nicht das „Privileg“ der Lösung hat, sondern, dass diejenigen, die a) die Wiederansiedlung ermöglichten und b) die „Betroffenen“ (z.B. Landwirtschaft) sich um einen nachhaltigen Ansatz Gedanken machen sollten.

Den Jäger dann vielleicht in letzter Konsequenz „zu Hilfe zu rufen“ und zum Erfüllungsgehilfen von Urteilen (Regulationen) zu degradieren, ist und kann sicher nicht der richtige Weg sein! Jagd hat Ethik, Jagd hat Respekt vor den Mitgeschöpfen!

Die Gesamtlösung kann nur in den zuständigen Generaldirektionen in Brüssel bzw. in den Ministerien der Mitgliedstaaten getroffen werden, nicht vom Hochstand aus!

Was tun aber, wenn ich einem Wolf begegne? Besteht Gefahr für Leib und Leben? Was ist das richtige Verhalten?

Fachleute, die die Antworten wissen sollten, sind z.B. beim „Kontaktbüro“:

Kompetenz des Kontaktbüros „Wölfe in Sachsen“

Das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ ist die offizielle Informationsstelle zum Thema Wolf im Sächsischen Wolfsmanagement. Es besteht seit 2004 und wurde einst vom Niederschlesischen Oberlausitzkreis und dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft eingerichtet. Seit 2008 liegt die Projektträgerschaft beim Landkreis Görlitz (LINK).

Finanziert wird das Kontaktbüro über Direktmittel des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft. Derzeit blickt das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ auf fast 14 Jahre Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wolf zurück. Die Aufgabe des Kontaktbüros ist die sachliche und neutrale Informationsvermittlung zum Thema Wolf in Sachsen.

Grundsätzliche Gefährlichkeit des Wolfes für den Menschen

Der Mensch zählt bekanntermaßen nicht zur natürlichen Beute von Wölfen, doch viele Menschen befürchten, dass sich das ändern könnte, wenn Wölfe sehr ausgehungert sind, keine natürlichen Beutetiere mehr finden oder lernen, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht. Diese Befürchtung ist unbegründet, denn wildlebende Wölfe sind oft sehr hungrig, ohne dass es zu Übergriffen auf Menschen kommt. Der Wolf wird im Welpenalter durch die Elterntiere, die das Futter für die Jungen herantragen, auf sein Beutespektrum geprägt, der Mensch zählt nicht dazu.

Wölfe verhalten sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber, weshalb sie selbst in unserer Kulturlandschaft ohne Jagddruck eine Begegnung mit den Menschen meiden. Die ausgeprägte Vorsicht gegenüber potenziellen Feinden und Gefahren ist eine bewährte Überlebensstrategie des Wolfes. Meistens weichen die Wölfe aus, noch ehe wir sie bemerkt haben. Deutlich wahrscheinlicher ist im Wolfsgebiet eine zufällige Beobachtung zum Beispiel vom Auto aus, wenn ein Wolf eine Straße überquert.

Umfassende Informationen zum Gefahrenpotenzial von Wölfen liefert die 2002 vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) veröffentlichte Studie „The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans“. Darin wurden Berichte über Wolfsangriffe auf Menschen und ihre Ursachen in Skandinavien, Mitteleuropa, Asien und Nordamerika zusammengetragen und ausgewertet. Demnach sind Übergriffe von Wölfen auf Menschen grundsätzlich sehr selten und treten nicht spontan auf. Aus Europa sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts neun Vorfälle, bei denen Menschen von einem freilebenden Wolf getötet wurden, bekannt. In fünf dieser Fälle hatten die Tiere Tollwut. In der Vergangenheit gab es nur einzelne Fälle, in denen gesunde Wölfe einen Menschen angegriffen oder gar getötet haben. Wolfsangriffe auf Menschen lassen sich vor allem auf drei Ursachen zurückführen: Tollwut, Provokation und Futterkonditionierung.

Tollwut, eine tödlich verlaufende Viruserkrankung, die in früheren Zeiten als Hauptursache für Wolfsangriffe galt, ist in Deutschland seit 2008 ausgerottet und gilt auch in den angrenzenden Ländern durch die Immunisierung des Fuchses als weitestgehend bekämpft. Die Tollwutsituation wird in Deutschland und seinen Nachbarländern ständig beobachtet. Bei einem eventuell erneuten Auftreten der Krankheit werden entsprechende Gegenmaßnahmen zur Bekämpfung, wie die orale Immunisierung des Fuchses als Hauptüberträger mittels Impfköder, ergriffen.

Auch die Provokation eines Wolfes ist unter den heutigen Gegebenheiten eine eher unwahrscheinliche Gefahrenursache, da sie laut der Studie vor allem Tierhalter betraf, die mit Knüppeln oder Heugabeln Wölfe in die Enge trieben, um ihre Nutztiere zu schützen bzw. Jäger die Welpen aus dem Bau holten.

Die in unserer gegenwärtigen Kulturlandschaft am ehesten mögliche Ursache für gefährliches Verhalten von Wölfen gegenüber Menschen ist eine starke Gewöhnung an die Nähe von Menschen (Habituation) verbunden mit positiven Reizen wie z. B. Füttern (Futterkonditonierung). Futterkonditionierte Wölfe unterscheiden sich dahingehend von anderen Wölfen, dass sie sich aufgrund von positiven Reizen für Menschen interessieren und aktiv deren Nähe suchen. Bleiben die erwarteten positiven Reize (z.B. Futter) aus, kann das dazu führen, dass die betroffenen Wölfe aufdringliches, dreistes und schlimmstenfalls aggressives Verhalten entwickeln.

Über die Erfassung und Auswertung von Wolfssichtungen soll das Wolfsmonitoring sicherstellen, dass ein Wolf, der auffälliges Verhalten zeigt, frühzeitig erkannt wird. Dann können entsprechende Maßnahmen, wie gezielte Vergrämungsaktionen und im Einzelfall auch der Abschuss eines einzelnen Tieres eingeleitet werden. Voraussetzung für ein funktionierendes Monitoring ist jedoch, dass Hinweise zeitnah an die zuständigen Stellen gemeldet werden, denn dieses kann nur auf bekannte Vorkommnisse reagieren.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Alle Wildtiere, also auch Wölfe, die in Kulturlandschaften leben, müssen sich zu einem gewissen Maße an die menschliche Anwesenheit gewöhnen (Habituation). Sie lernen Menschen und menschliche Aktivitäten im gewissen Umfang zu tolerieren. Schließlich kennen die in Ländern wie Spanien, Polen, Deutschland oder auch Österreich aufgewachsenen Wölfe Menschen. Sie sind an deren Geruch, Geräusche und vereinzelt auch an deren Anblick gewöhnt. Eine solche Gewöhnung führt nicht per se zu problematischem Verhalten. Wenn Wölfe die Erfahrung gemacht haben, dass die Wahrnehmung menschlicher Präsenz ohne negative Konsequenzen verläuft, reagieren sie bei Begegnungen mit Menschen und Fahrzeugen in der Regel vorsichtig, aber nicht extrem scheu. Sie bleiben dem Menschen gegenüber argwöhnisch und nähern sich im Regelfall nicht aktiv an. Sie zeigen sich typischerweise desinteressiert und traben meist ohne übermäßige Hast davon.

Wölfe, die in Kulturlandschaften leben, müssen damit umgehen, dass es überall in ihrem Lebensraum menschliche Siedlungen gibt. Es bleibt daher nicht aus, dass sie – wie andere Wildtiere auch – an diesen vorbei laufen oder – bei Streusiedlungen – auch gelegentlich hindurch. Das kommt auf Grund der überwiegenden Nacht- und Dämmerungsaktivität des Wolfes vor allem im Schutze der Dunkelheit vor. Die Haltung von Schafen und Ziegen in Siedlungen und an Gehöften ohne geeignete Umzäunung bietet daher insbesondere über Nacht keinen sicheren Schutz. Vereinzelt können Wölfe jedoch auch im Hellen im Siedlungsbereich gesehen werden, ähnlich wie dies von Füchsen, Rehen oder Wildschweinen bekannt ist.

Dies gehört ebenso zum normalen Verhaltensrepertoire, wie die Tatsache, dass Jungwölfe durch ihre Neugierde und Naivität bisweilen eine geringere Fluchtdistanz zu Menschen aufweisen als erwachsene Wölfe.

Dieses Verhalten macht die in der Kulturlandschaft lebenden Wölfe nicht gefährlicher als ihre Artgenossen, die in menschenleeren Gebieten leben oder die bejagt werden, wie auch Erfahrungen aus anderen Ländern belegen. Wichtig ist, dass die Wölfe keine direkten positiven Erfahrungen mit der Nähe von Menschen verknüpfen (Konditionierung, s. oben). Wolfsgebiete, die ähnlich dicht mit Menschen besiedelt sind wie die Wolfsgebiete in Deutschland, und in denen ebenfalls keine (legale) Jagd auf Wölfe stattfindet, gibt es zum Beispiel in Italien und Polen. Auch in diesen Gebieten gibt es keine Hinweise darauf, dass Wölfe ihre Vorsicht vor Menschen verlieren. Gleiches gilt für Wölfe, die in Nationalparken mit hohem Besucheraufkommen aufwachsen und die keine negative Erfahrung mit Menschen gemacht haben.

Verhaltensweisen bei einer Sichtung / Begegnung mit einem Wolf

Wenn Sie im Wolfsgebiet zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist eine Begegnung mit Wölfen zwar selten, aber durchaus möglich. Wölfe verhalten sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber, weshalb sie meistens ausweichen, noch ehe wir sie bemerkt haben. Begegnungen auf unter 100 m finden in der Regel dann statt, wenn die Wölfe den Menschen z.B. wegen entsprechender Windverhältnisse noch nicht bemerkt haben.

Wenn sie den Menschen wahrnehmen, fliehen die Wölfe meist nicht panisch, sondern orientieren sich zunächst einen Augenblick lang und ziehen sich dann zurück. Unter allen dokumentierten Wolfssichtungen in Sachsen waren nur einige wenige, in denen sich Wölfe Menschen genähert haben, obwohl sie ihre Anwesenheit schon bemerkt hatten. Meistens handelte es sich in diesen Fällen um unerfahrene, neugierige Jungwölfe oder es überwog vor dem Fluchtimpuls vor dem Menschen das Interesse der Wölfe für Hunde oder Schafe in der Nähe der jeweiligen Person.

Grundsätzlich gilt, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht und Ihnen die Situation nicht geheuer ist, sprechen Sie laut oder klatschen Sie in die Hände, um sich bemerkbar zu machen. Rennen Sie nicht davon, dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen. Sollte der Wolf sich Ihnen wider Erwarten nähern, bleiben Sie stehen und machen Sie sich groß, versuchen Sie ihn einzuschüchtern. In einem solchen Fall sollten Sie eher einen Schritt auf das Tier zu- als zurückgehen.

Wölfe sind, wie auch Wildschweine, große wehrhafte Wildtiere. Begegnen Sie Ihnen mit Respekt. Versuchen Sie nicht, sich einem Wolf anzunähern und schon gar nicht, ihn anzulocken. Lassen Sie ihm Raum für den Rückzug. Füttern Sie Wölfe unter keinen Umständen und lassen Sie keine Essensreste liegen. Die instinktive Vorsicht, die Wölfe Menschen gegenüber zeigen, kann verloren gehen, wenn die Tiere positive Reize vom Menschen erfahren. Daraus kann ein problematisches oder sogar aggressives Verhalten des Wolfes entstehen. Dies ist jedoch ein längerer Prozess und wird nicht über Nacht entstehen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, Sichtungen und Begegnungen mit Wölfen zeitnah an die mit dem Wolf betrauten Stellen in Niederösterreich zu melden. Auffälliges Verhalten kann so frühzeitig erkannt und darauf entsprechend reagiert werden.

Wer Fragen an das „Wolfsbüro“ hat:

Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“

Am Erlichthof 15

02956 Rietschen

Tel. 035772 / 46 76 2

Fax. 035772 / 46 77 1

E-Mail: kontaktbuero@wolf-sachsen.de

Internet: www.wolf-sachsen.de

Offizielle Informationsstelle zum Thema Wolf vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL), in Trägerschaft des Landratsamtes Görlitz.

Waidmannsheil,

Ihr

Gerhard Amler

In Niederösterreich wurde seitens der Landwirtschaftskammer eine „Arbeitsgemeinschaft Wolfs“ ins Leben gerufen.
Ansprechpartner ist Herr DI Daniel Heindl!
Kontakt:
Telefon:+43 (0) 50259 oder E-Mail: office@lk-noe.at!
2021-03-14T12:43:59+00:00
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