fbpx

Die Libelle und der Cosinus

Pythagoras und die Gams

Die Schwerkraft und der Winkel

Im Zeitalter von optischen Geräten, welche per Knopfdruck die Entfernung bzw. der Haltepunkt in die Linse projiziert werden, erleichtert uns Jägerinnen und Jäger enorm das Jagen. Es ist auch ein Dienst an der Waidgerechtigkeit!

Egal, wir müssen bei einem Schuss vorab unterscheiden zwischen der direkten Entfernung (Luftlinie) und der Gravimetrischen Entfernung. Die Gravimetrische Entfernung ist die Strecke, bei der ein Geschoß in der Luft der Schwerkraft ausgesetzt ist.

Nehmen wir an, dass ein Schuss auf 300m in der Ebene abgegeben wird. Hier wirkt die Schwerkraft die ganze Distanz gleichmäßig auf das Projektil. Die normale Flugbahn (Ballistik) nimmt ihren Lauf!

Anders verhält es sich bei einem Schuss, egal nach oben oder unten. Aufgrund des Winkels wirkt die Schwerkraft kürzer, obwohl die tatsächliche Länge (gemessene) vom 300m zurückgelegt wird.

Der antike Mathematiker Pythagoras, der u.a. die Winkelfunktionen erstmals berechnete, entwickelte seinen Lehrsatz. Den pythagoreischen Lehrsatz.

Für uns Jägerinnen und Jäger ist die Cosinus Funktion die maßgebende: Ankathete geteilt durch die Hypotenuse.

Cosinus versus „darüber halten“

Die Hutbreite und der Winkel

Auf unsere Situation von 300m Distanz zurückkommend: Nehmen wir an, dass die Gams in einem Winkel von 45 Grad in den Felsen steht. Abhängig vom Kaliber und Geschoß, würden wir in der Ebene die normal ausgewiesene Ballistik Daten kompensieren. Also, z.B. bei 300m fällt das Geschoß 40 cm. Jetzt würden viele „darüber halten“. Ergebnis: überschossen!

Warum?

Aufgrund des Winkels übt die Schwerkraft nicht auf der gesamten Länge der Flugbahn ihr Wirkung aus und „fällt“ wenige, als in der Ebene!

Der Cosinus von 45 Grad ist 0,7! Der tatsächliche Haltepunkt ergibt sich nun, wie folgt: 300 x 0,7 = 210!

Also der Haltepunkt ist wie, wenn wir auf 210m schießen würden.

Was ist aber, wenn man keine, wie eingangs erwähnter Optik hat?

Nun, die Entfernung zu schätzen ist leicht, aber den exakten Winkel zu bestimmen ist schwierig!

Hier hilft ein sogenannter Schusswinkelkompensator (Angle Cosine Indicator) mit Libelle (Bubble Level)!

Die Erfahrung macht es aus

Die Libelle und der Haltepunkt

Mit diesem ist man in der Lage den Winkel bei Bergab- oder Bergauf Schüssen zu berechnen.
Der mechanische Schusswinkelkompensator lässt sich einfach auf das bereits montierte Zielfernrohr montieren.
Der Schusswinkel Anzeiger zeigt beim Ausrichten der Jagdwaffe, den Wert des Winkels auf das anvisierte Ziel an.

Die Berechnung erfolgt einfach über die Entfernung zum anvisierten Ziel und dem Winkelwert.

Nachdem man die Entfernung zum Ziel bestimmt hat (Erfahrung, Schätzung), multiplizieren man die Entfernung mit dem angezeigten Winkelwert der Libelle. Der Winkel wird mit einer roten Markierung in der Scala der Libelle angezeigt.

Der berechnete Wert ist die korrigierte Distanz für den Winkel. Der Vorteil dieser Art der Haltepunktbestimmung ist, dass das Handwerk Jagd voll zum Tragen kommt. Ferner ist man völlig unabhängig von Stand der Batterien und Funkverbindungsqualität!

Resümee:

Natürlich erleichtern Geräte, wie z.B. ein El Range von Swarovski viele Anforderungen der Jagd. Aber, wenn man genügend Erfahrung hat und ein wenig „retro“ unterwegs ist, funktioniert die Libelle und der Cosinus einwandfrei, auch ohne Batterie

Waidmannsheil,

Ihr Gerhard Amler

Von |2023-06-30T10:53:54+00:00Juni 30, 2023|Featured, Jagd in Österreich|0 Kommentare
Nach oben