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Salzlecken – ein Beitrag zur Wildgesundheit oder nur Lockmittel?

März 12, 2022

Handwerk Jagd

Arbeiten im Revier, ein Teil der Jagd

Die kommende Jagdsaison steht vor der Türe, d.h., dass einiges für die Jägerschaft zu tun ist: einschießen des Gewehrs und Tätigkeiten im Revier!

Einschießen

Das Einschießen sollte eigentlich für jeden Jäger eine Selbstverständlichkeit sein, ist es doch ein wertvoller Beitrag zur Waidgerechtigkeit. Ein angenehmer Nebeneffekt ist derjenige, dass die Vertrautheit im Umgang mit der Waffe wiederum erneuert wird und dadurch die Sicherheit im Jagdbetrieb erheblich gesteigert ist.

Jagd ist die Summe aller Tätigkeiten

Vom Pirschweg reinigen, bis hin zum Salzen

Revierarbeiten

Eine Vielzahl an Tätigkeiten im Revier sollten schon vor Beginn der Jagdsaison, also im März, bereits erledigt sein, um nicht durch unnötigen Lärm das Wild in seiner Ruhe zu stören.

Zu den Aktivitäten gehören u.a.:

  • Pirschwege säubern und ausschneiden,
  • Fütterungen von Futterresten zu leeren (so die Notzeit vorüber ist) und zu desinfizieren,
  • Überprüfung und Instandhaltung von Reviereinrichtungen,
  • Neupositionierung bzw. Abbau und Entsorgung von Hochständen und
  • Salz in bestehenden Lecken wieder auffüllen und neue Salzlecken aufzustellen.

Salz: Lebensmittel und Symbol

Ohne Salz, kein Leben

Die Geschichte des Salzes ist länger als die Geschichte der Menschheit.

Die ersten Erwähnungen über das Salz in der Literatur sind in dem Alten Testament zu finden. In der Bibel war Salz ein sehr kostbares Mittel, das durch die Gläubigen dem Gott dargebracht wurde. Bereits in der Antike war Salz ein anerkanntes Zahlungsmittel.

Die Römer haben für sich das Salz als Konservierungsmittel entdeckt. Es wurde zur Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln verwendet und hat dadurch zu Kolonisierungserfolgen beigetragen. Der Sold wurde in Salz ausgezahlt.

In Äthiopien und Ägypten wurden Salzmünzen geprägt.

Im Mittelalter hat Salz solch eine große Rolle gespielt, dass es den Verlauf von Handelsstraßen bestimmt hat. In dieser Zeit sind die „Salzstraßen“ entstanden – Straßen, die dem Transport von Salz dienten.

Im Laufe der Zeit wurde die Gewinnung des Salzes versteuert, vor allem, weil die Gewinnung relativ unkompliziert war und es zur schnellen Bereicherung führte, u.a. als nach der Französischen Revolution die Steuer aufgehoben wurde, sind viele Salzhersteller reich geworden.
An der Wende des Mittelalters zu der Renaissance wurde der erste Versuch gestartet, Salz aus dem Meerwasser zu gewinnen. In den s.g. „Salzbuchten” wurde das reine Salz extrahiert.

Im 14. Jahrhundert wurde Salz „das weiße Gold” genannt. Die Bezeichnung spiegelt hervorragend die Rolle des Salzes wider, die es im Alltag der Menschen in der Vergangenheit gespielt hat.
Die Fachleute für französische Geschichte sind der Ansicht, dass Salz ein wichtiger Faktor beim Ausbruch der französischen Revolution war. Die Steuer, s.g. la gabelle bestand bis… 1945. Interessant, dass bis heute die selbständige Gewinnung des Salzes ohne eine entsprechende durch Finanzministerium ausgestellte Genehmigung verboten ist. Aus diesem Grund dürfen wir nicht mal einen Liter Meerwasser aus Frankreich ins Ausland mitnehmen.

Die Salzsteuer ist allerdings keine französische Erfindung – die war schon früher unter den Arabern, Chinesen und Hindus verbreitet. Bis zum 20. Jahrhundert wurde Salz als ein Gewürz und Konservierungsmittel verwendet, aktuell werden über 14.000 Produkte auf Salzbasis hergestellt.
Da Salz als Heiligtum und Geschenk Gottes betrachtet wurde, war es mit vielen Symbolen und Glauben verbunden. Ausgeschüttet bedeutet das Ende der Brüderschaft und der Obhut Gottes – um es zu verhindern, soll man drei Mal eine Prise Salz über die linke Schulter streuen. Für die antiken Römer war zerstreutes Salz solch ein schlechtes Zeichen, dass sie es oft in den eroberten Ländern auf die Erde gestreut haben, um die Ernte zu vernichten.

In Polen wird zerstreutes Salz für Vorboten eines Streits gehalten. Dagegen ist die Begrüßung mit Brot und Salz ein Anzeichen für Freundschaft und Gastfreundlichkeit.

Salz, ein Beitrag zur Gesundheit des Wildes

Spurenelemente, nicht Kirrung

Ich kann mich noch sehr genau erinnern, dass ich bei einem Freund in einem Gebirgsrevier in den Voralpen mit schwerem Rucksack vor Beginn der Jagdsaison so manche Sulz bestückt habe. Egal, ob in einem Stock oder in einer klassischen Salzlecke am Baum montiert, überall mussten große Salzbrocken hinein.

Schweißüberströmt saßen wir dann hoch oben und philosophierten über den Sinn des Salzens:

  • während der Verfärbezeit und der Laktation im Frühjahr erhöht das Wohlbefinden und Gesundheit des Wildes
  • Die regelmäßige Vorlage von Wildsalz hilft mit, den Mangel in der Versorgung des Wildes mit wichtigen Nährstoffbestandteilen zu verhindern und reduziert damit eine der möglichen Ursachen für Schäden durch Wildverbiss.
  • Wildtiere leiden häufig unter einem Mineralstoffmangel. Ein Mangel an Salz und Mineralstoffen kann zu Gewichtsverlust, einer schlechten Fortpflanzung und geringeren Widerstandsfähigkeit führen.
  • Aber auch: das Salz bewirkt auch eine gewisse örtliche „Bindung“ rund um eine Lecke!

Salz ist auch Verantwortung

Maß halten, noch immer aktuell

Offen gesagt, sollte die Sulzen KEINE zusätzlichen Kirrungen in den Revieren darstellen, sondern eine Unterstützung des Mineralstoff Haushaltes darstellen.

Aber, Achtung:

Trotz der Unterstützung durch den Jäger sollten Sulzen während Seuchen (z.B.: Gamsblindheit, Räude oder Moderhinke) entfernt werden. Bestenfalls auch desinfiziert, um durch eine Konzentration von Wildtieren an der Sulze nicht einer Übertragung Vorschub zu leisten!

Wer sich ein wenig in die Thematik „Füttern von Reh- und Rotwild“ einlesen will, ist mit dem Buch von Armin Deutz / Johann Gasteiner / Karl Buchgraber „FÜTTERUNG VON REH- UND ROTWILD – Ein Praxisratgeber, ISBN 978-3-7020-1216-8 bestens beraten!

Waidmannsheil,

Ihr

Gerhard Amler

P.S.: Geschichte des Salzes: Quelle: LINK

Von |2022-03-12T08:41:35+00:00März 12, 2022|Brauchtum, Featured, Jagd in NÖ|0 Kommentare
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